Was ist die multiple endokrine Neoplasie Typ 4?

Die multiple endokrine Neoplasie Typ 4 (MEN4) ist eine genetische, also erbliche Erkrankung, die durch genetische Veränderungen im CDKN1B-Gen verursacht wird. Betroffene haben ein deutlich erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Tumoren der Nebenschilddrüsen verbunden mit einer Nebenschilddrüsenüberfunktion (PHPT) und Tumoren des Hypophysenvorderlappens (anterior pituitary neuroendocrine tumors, PitNET). Die MEN4 ähnelt damit klinisch dem Bild der multiplen endokrinen Neoplasie Typ 1 (MEN1). Daneben können gutartige Tumore der Niere (Angiomyolipome), hormonaktive Tumore des Magen-Darm-Traktes und der Bauchspeicheldrüse, Tumore der Gebärmutter, der Nebennieren und der Schilddrüse auftreten.

Wie wird die Diagnose multiple endokrine Neoplasie Typ 4 gestellt?

Genetische Diagnostik

Die genetische Diagnostik hinsichtlich einer Mutation des CDKN1B-Gens sollte bei allen Personen mit PHPT durchgeführt werden, bei denen keine genetische Veränderung im MEN1-Gen gefunden wurde.

Wie hoch ist das Krebsrisiko?

Bisher wurde bei allen Patienten mit CDKN1B-Mutation ein PHPT diagnostiziert und sehr häufig kam es zum Auftreten von Tumoren des Hypophysenvorderlappens (PitNET). Daneben können gutartige Tumore der Niere (Angiomyolipome), hormonaktive Tumore des Magen-Darm-Traktes und der Bauchspeicheldrüse, Tumore der Gebärmutter, der Nebennieren und der Schilddrüse auftreten.

Aufgrund der geringen Patientenzahlen liegen keine Daten zum Risiko für die einzelnen Erkrankungen vor.

Die früheste Erstmanifestation war eine Akromegalie (Vergrößerung von Händen, Füßen, Ohren, Nase, Kinn) bei einem Patienten im Alter von 30 Jahren.

Wodurch entsteht die multiple endokrine Neoplasie Typ 4?

Die MEN4 beruht auf einer Mutation, also einer genetischen Veränderung des CDKN1B-Gens. Dieses Gen kodiert für das p27kip1, ein Protein, das im normalen Zustand die Vervielfältigung von genetischem Material blockiert. Liegt nun das CDKN1B-Gen in einer veränderten Form vor, funktioniert auch das Protein nicht mehr richtig, so dass genetisches Material in zu großer Zahl vervielfältigt wird und damit Tumore entstehen können.

Die MEN4 kann von den Eltern an ihre Kinder weitergegeben werden. Der Erbgang ist dabei autosomal-dominant.

Gibt es eine Therapie?

Die Behandlung der einzelnen Erkrankungen ist analog zur Therapie im Rahmen einer MEN1.

Gibt es Maßnahmen zur Früherkennung von Krebserkrankungen?

Maßnahmen zur Früherkennung

Aufgrund der geringen Patientenzahlen liegen bisher keine einheitlichen Früherkennungsempfehlungen vor. Auf Grundlage bisheriger Beobachtungen werden aktuell folgende Empfehlungen gegeben:

Regelmäßige klinische Untersuchungen ab dem Kindesalter

  • Liegt ein Riesenwuchs oder eine Akromegalie (Vergrößerung von Händen, Füßen, Ohren, Nase, Kinn) vor? Dies wäre ein Zeichen für einen Wachstumshormon-Exzess, wie er bei PitNET auftreten kann.

  • Liegt ein Cushing-Syndrom („Vollmondgesicht“, Stammfettsucht, „Stiernacken“, erhöhter Blutdruck u.v.m.) vor? Dies wäre ein Zeichen für einen Glukokortikoid-Exzess, wie er bei PitNET auftreten kann.

  • Messungen der Körpergröße und Auftragen der Werte in sogenannte Perzentilenkurven

Blutuntersuchungen (jährlich)

  • Ab Kindesalter: Serum-Kalzium korrigiert für Serum-Albumin

  • Ab Jugendalter: IGF-1

Selbstfürsorge und Selbsthilfe

Worauf sollte ich besonders achten?

Ein Hyperparathyreoidismus kann sich durch Knochenschmerzen äußern. Daneben kann es zum Auftreten von Nieren- oder Gallensteinen kommen, die Schmerzen im Bereich der Flanken bzw. im Oberbauch verursachen können.

Hypophysentumoren können Kopfschmerzen, Sehstörungen oder auch hormonelle Störungen verursachen, die sich in Riesenwuchs, Akromegalie oder einem Cushing-Syndrom (s. Maßnahmen zur Früherkennung) äußern können.

Sollten Sie eines der oben genannten Zeichen oder andere Beschwerden oder Symptome wahrnehmen, ist ein Arztbesuch und weitere Diagnostik dringend angeraten.

Selbsthilfegruppen

Leider gibt es bislang keine uns bekannten Selbsthilfegruppen für Patienten mit Multipler endokriner Neoplasie Typ 4. Sobald uns hier neue Informationen zur Verfügung stehen, werden wir diese ergänzen.