"APC-associated adenomatous polyposis" – was ist das?

Die APC-assoziierte adenomatöse Polyposis umfasst drei Erkrankungen, die auf Mutationen, also genetischen Veränderungen im APC-Gen beruhen. Es handelt sich dabei um die familiäre adenomatöse Polyposis (FAP), die attenuierte familiäre adenomatöse Polyposis (AFAP) und das Magenkarzinom bei proximaler Polyposis (gastric adenocarcinoma and proximal polyposis of the stomach, GAPPS).

Bei der FAP kommt es meist ab dem Jugendalter zum Auftreten von hunderten bis tausenden von Polypen (Ausstülpungen der Schleimhaut), die im Magen-Darm-Trakt, am häufigsten im Dickdarm, lokalisiert sind. Diese Polypen können entarten und zu bösartigen Erkrankungen, wie z.B. Darmkrebs, führen. Daneben ist das Risiko für die Entwicklung weiterer gutartiger sowie bösartiger Tumoren erhöht.

Bei der AFAP handelt es sich um eine Variante der FAP mit deutlich weniger Polypen und späterem Auftreten von Krebserkrankungen.

Das GAPPS ist gekennzeichnet durch eine Vielzahl von Polypen im Magen und ein erhöhtes Risiko für Magenkrebs. Der Darm ist hier nur selten betroffen.

Übersicht der Kapitel auf dieser Seite:

  • Wie hoch ist das Krebsrisiko?

  • Was ist über die Entstehung bekannt?

  • Gibt es eine Therapie?

  • Medizinische Maßnahmen zur Früherkennung

  • APC-associated adenomatous polyposis – was Sie selber tun können
  • Links (z.B. von Selbst­hilfe­gruppen) und weitere Informationen
  • Wie hoch ist das Krebsrisiko?

  • Was ist über die Entstehung bekannt?

  • Gibt es eine Therapie?

  • Medizinische Maßnahmen zur Früherkennung

  • APC-associated adenomatous polyposis – was Sie selber tun können
  • Links (z.B. von Selbsthilfegruppen) und weitere Informationen

Wie wird die Diagnose "APC-associated adenomatous polyposis" gestellt?

Klinische Diagnostik

Der Verdacht auf das Vorliegen einer APC-assoziierten adenomatösen Polyposis besteht bei einer Person, die mindestens einen der folgenden Befunde aufweist:

  • Mehrere Polypen im Dickdarm (mindestens 10-20)
  • Verwandte mit mehreren Polypen im Dickdarm und/oder Manifestationen außerhalb des Magen-Darm-Traktes
  • Kongenitale Hypertrophie des retinalen Pigmentepithels, CHRPE (Pigmentflecken der Netzhaut)
  • Desmoid-Tumor (bindegewebiger Tumor, der oft nach Operationen auftritt)
  • Papilläres Schilddrüsenkarzinom
  • Bestimmte Form des Medulloblastoms (bösartiger Hirntumor) (sog. WNT-aktiviert, CTNNB1-Wildtyp)
  • Bestimmte Form des Hepatoblastoms (bösartiger Tumor der Leber), (sog. Hepatoblastom ohne CTNNB1-Mutation)

Zusätzlich sollte bei folgenden Befunden über eine genetische Testung hinsichtlich einer APC-Mutation nachgedacht werden: Früh auftretendes Dickdarmkarzinom mit wenigen bis keinen Polypen, Zahnabnormalitäten (z.B. überzählige Zähne), Odontome (gutartige Tumoren des zahnbildenden Gewebes), Osteome (gutartige Knochentumoren), Epidermoidzysten (gutartige Zyste, die aus Hautzellen hervorgeht), gut- oder bösartige Tumoren des Zwölffingerdarms, mehrere Polypen im Magen, Magen-, Pankreas-, oder Dünndarmkarzinom.

Genetische Diagnostik

Die Diagnose „APC-assoziierte adenomatöse Polyposis“ wird gesichert durch den Nachweis einer Mutation, also einer genetischen Veränderung des APC-Gens.

Diagnosekriterien

Die Diagnose Familiäre adenomatöse Polyposis (FAP) gilt als gesichert bei dem genetischen Nachweis einer Mutation des APC-Gens und einem der folgenden Befunde:

  • Mindestens 100 Polypen im Dickdarm (bei jungen Patient:innen bzw. nach Entfernung des Dickdarms können es weniger als 100 Polypen sein)
  • Mehrere, aber weniger als 100 Polypen und einen Verwandten mit gesicherter FAP

Die Diagnose Attenuierte familiäre adenomatöse Polyposis (AFAP) gilt als gesichert bei dem genetischen Nachweis einer Mutation des APC-Gens und:

  • Einem oder einer Verwandten mit gesicherter AFAP und/oder
  • Weniger als 100 Polypen im Dickdarm oder
  • Mehr als 100 Polypen im Dickdarm in fortgeschrittenem Alter (>40 Jahre)

Die Diagnose Magenkarzinom bei proximaler Polyposis (GAPPS) gilt als gesichert bei Patient:innen mit folgenden Befunden

  • Magenpolypen begrenzt auf den Corpus und Fundus (Magenkörper und Magengrund)
  • Über 100 Polypen im oberen Magen (Corpus und Fundus) oder mehr als 30 Polypen bei einem oder einer erstgradig Verwandten
  • Überwiegend Polypen im Magenfundus; einige weisen Regionen mit veränderter Gewebestruktur auf (oder ein:e Verwandte:r mit in ihrer Gewebestruktur veränderten Polypen des Magenfundus oder mit einem Magenkarzinom)
  • Bild eines autosomal-dominanten Vererbungsmodus
  • Kein Anhalt für Polypen im Dickdarm oder Zwölffingerdarm

Wie hoch ist das Krebsrisiko?

Familiäre adenomatöse Polyposis

Bei der FAP treten die ersten Polypen meist im späten Kindes- bis Jugendalter auf. Die Zahl der Polypen nimmt im Laufe der Jahre stetig zu bis zu hunderten oder tausenden, so dass im Alter von 35 Jahren etwa 95% der FAP-Patienten Polypen aufweisen. Diese Polypen haben die Tendenz zu entarten, wodurch unbehandelt nahezu immer Dickdarmkrebs entsteht. Das durchschnittliche Alter liegt hier bei 39 Jahren, allerdings entwickelt sich bei 7% der unbehandelten FAP-Patienten bereits bis zum 21. Lebensjahr ein Dickdarmkarzinom.

Neben dem Dickdarmkrebs ist das Risiko für die Entwicklung weiterer bösartiger Erkrankungen erhöht. Etwa 40% der FAP-Patienten mit Dickdarmkrebs entwickeln einen weiteren bösartigen Tumor.

Erkrankung Erkrankungsrisiko
Dünndarmkarzinom 4-12%
Pankreaskarzinom ca. 1%
Papilläres Schilddrüsenkarzinom 1-12%
Medulloblastom <1%
Hepatoblastom 1,6%
Gallengangskarzinom gering, aber erhöht
Magenkarzinom <1%

Auch gutartige Veränderungen treten im Rahmen einer FAP auf:

Manifestation Häufigkeit des Auftretens bei FAP
Osteome (gutartige Knochentumoren) 20%
Zahnauffälligkeiten, gutartige Tumore des zahnbildenden Gewebes 17%
Kongenitale Hypertrophie des retinalen Pigmentepithels (CHRPE) 75%
Gutartige Hautläsionen (z.B. Epidermoidzysten, Fibrome) unbekannt
Desmoid-Tumore (z.T. provoziert durch chirurgische Eingriffe) 10-30%
Raumforderungen im Bereich der Nebennieren 7-13%

Attenuierte familiäre adenomatöse Polyposis

Bei der AFAP treten deutlich weniger Polypen auf als bei der FAP (durchschnittlich 30 Polypen). Auch bei der AFAP liegt ein erhöhtes Risiko für Dickdarmkrebs vor, allerdings ist das Durchschnittsalter mit 50-55 Jahren bei Diagnosestellung höher als bei der FAP.

Neben dem Dickdarmkrebs besteht bei der AFAP ein erhöhtes Risiko für weitere Magen-Darm-Polypen und -Karzinome sowie Schilddrüsenkarzinome. Nicht im Magen-Darm-Trakt lokalisierte Erkrankungen treten wie bei der FAP auf, jedoch sind CHRPE und Desmoid-Zysten seltener.

Magenkarzinom bei proximaler Polyposis

Bei diesem zuerst 2012 beschriebenen Krankheitsbild kommt es zur zahlreichen Polypen im Magenfundus, die zu Magenkrebs führen können. Das Risiko für Magenkrebs ist im Vergleich zur FAP und AFAP erhöht, jedoch liegt kein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Dickdarmkrebs vor.

APC-associated adenomatous polyposis – was ist über die Entstehung bekannt?

Die APC-assoziierte adenomatöse Polyposis beruht auf einer Mutation, also einer genetischen Veränderung des APC-Gens. Dieses Gen kodiert für das APC-Protein, welches dafür sorgt, dass ein weiteres Protein, β-Catenin, abgebaut wird. β-Catenin wiederum sorgt dafür, dass Zellen sich teilen und somit vermehren.

Liegt nun das APC-Gen in einer veränderten Form vor, wird β-Catenin nicht mehr vom APC-Protein abgebaut. Das massenhaft vorliegende β-Catenin sorgt folglich für eine ungebremste Vermehrung der Zellen, was zu der Bildung von Polypen und Tumoren führt.

Die genetische Veränderung haben die Betroffenen meist von einem Elternteil geerbt. Etwa 75-80% der Patient:innen haben ein Elternteil, welches ebenfalls an einer APC-assoziierten adenomatösen Polyposis erkrankt ist. Der Erbgang ist autosomal-dominant.

Gibt es eine Therapie?

Die Behandlung von Dickdarmkarzinomen oder deren Vorstufen besteht im Wesentlichen in der operativen Entfernung des Dickdarms (Kolektomie). Diese ist bei der FAP empfohlen, sobald Adenome (gutartige Tumoren, die als Krebsvorstufe anzusehen sind) auftreten, sie kann jedoch je nach Größe, Histologie und Anzahl der adenomatösen Polypen herausgezögert werden. Wird ein Dickdarmkarzinom diagnostiziert, ist eine Kolektomie unumgänglich.

Bei der AFAP ist ebenfalls häufig eine Kolektomie erforderlich. In etwa einem Drittel der Fälle genügt jedoch eine Entfernung der Polypen mittels Darmspiegelung.

Für das GAPPS sind bisher keine einheitlichen Empfehlungen verfügbar.

Diagnose APC-associated adenomatous polyposis. Wie geht es weiter?

Nach der Diagnose wenden Sie sich bitte unbedingt an eine:n Spezialist:in für dieses Krebsprädispositionssyndrom. Im folgenden Abschnitt schildern wir Ihnen, ob Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung oder andere Maßnahmen erforderlich sind und wie diese erfolgen sollten. Zudem geben wir Ihnen ein paar Tipps, was Sie selber tun können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte jederzeit an uns oder Ihren behandelnden Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin.

Diagnose APC-associated adenomatous polyposis. Wie geht es weiter?

Nach der Diagnose wenden Sie sich bitte unbedingt an eine:n Spezialist:in für dieses Krebsprädispositionssyndrom. Im folgenden Abschnitt schildern wir Ihnen, ob Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung oder andere Maßnahmen erforderlich sind und wie diese erfolgen sollten. Zudem geben wir Ihnen ein paar Tipps, was Sie selber tun können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte jederzeit an uns oder Ihren behandelnden Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin.

Medizinische Maßnahmen zur Früherkennung

Das Ziel ist das frühzeitige Erkennen sich entwickelnder Komplikationen, um möglichst optimale Behandlungsergebnisse zu erlangen. Dafür sind regelmäßige ärztliche Vorstellungen empfohlen:

FAP

Dickdarmkrebs und andere Karzinome des Magen-Darm-Traktes

  • Darmspiegelung ab 10-15 Jahren; jährlich bis zur Operation
  • Magenspiegelung ab 20-30 Jahren (Empfehlungen variieren); alle 6 Monate bis alle 4 Jahre (je nach Anzahl, Größe, Histologie und geweblicher Veränderung der Polypen)

Schilddrüsenkarzinom

  • Tastende Untersuchung, evtl. Ultraschall der Schilddrüse ab 15-19 Jahren; jährlich

Hepatoblastom

  • Ultraschall des Bauches und Blutuntersuchung (AFP im Serum) wird in Europa nicht empfohlen, aufgrund des nur gering erhöhten Hepatoblastom-Risikos. In den USA und Kanada erfolgt eine Früherkennung ab Geburt bis 7 Jahre; alle 4-6 Monate

Desmoid-Tumoren

  • Untersuchung des Bauches; jährlich
  • MRT/CT Bauch und Becken bei Desmoid-Tumoren in der Familie; innerhalb der ersten drei Jahre nach Kolektomie, dann alle 5-10 Jahre

Medulloblastom

  • Klinische neurologische Untersuchung ab Kindesalter; jährlich

AFAP

Dickdarmkrebs und andere Karzinome des Magen-Darm-Traktes

  • Darmspiegelung ab 15-19 Jahren; alle 3 Jahre bis Adenome auftreten, dann jährlich
  • Magenspiegelung ab 20-30 Jahren (Empfehlungen variieren); alle 6 Monate bis alle 4 Jahre (je nach Anzahl, Größe, Histologie und geweblicher Veränderung der Polypen)

Schilddrüsenkarzinom

  • Tastende Untersuchung, evtl. Ultraschall der Schilddrüse ab 15-19 Jahren; jährlich

Medulloblastom

  • Klinische neurologische Untersuchung ab Kindesalter; jährlich

GAPPS

Bisher ist unbekannt, ob Früherkennungsuntersuchung hinsichtlich eines Magenkarzinoms oder eine vorsorgliche Magenentfernung positive Effekte erbringen.

APC-associated adenomatous polyposis – was Sie selber tun können

Darauf sollten Sie achten

Sie sollten einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, sobald Beschwerden des Magen-Darm-Traktes auftreten. Diese können Blut- oder Schleimabgänge aus dem Darm, Stuhlauffälligkeiten wie Durchfall oder Verstopfungen, Blähungen oder Schmerzen sein. Aber auch unspezifische Zeichen wie Gewichtsverlust sollten wahrgenommen und einem Arzt oder einer Ärztin berichtet werden, damit untersucht werden kann, ob ein Dickdarmkarzinom vorliegt.

Auch bei weiteren neu auftretenden Auffälligkeiten oder Beschwerden, z.B. Schluckbeschwerden, Hautläsionen, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder Schwindel sollten Sie dringend einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.

Weitere Informationen

Außerdem können Patient:innen sich jederzeit für das KPS-Register anmelden oder dies durch die betreuenden Ärztinnen und Ärzte vornehmen lassen.

Weitere Fragen?

Wir sind für Sie per E-Mail und telefonisch erreichbar. Zudem können Sie persönlich in unsere Sprechstunden kommen. Weitere Informationen entnehmen Sie am besten unserer Kontaktseite.