Definition
Die Xeroderma Pigmentosum (OMIM #278700, #278720, #278730, #278740, #278750, #610651) ist eine genetische Erkrankung. Durch einen Defekt im DNA-Reparatursystem wird verhindert, durch UV-Strahlung entstandene DNA-Schäden zu detektieren und reparieren. Daraus resultiert ein hohes Risiko der Tumorentstehung auf sonnenlichtexponierter Haut.
Eckdaten
< Tabelle seitlich verschiebbar >
Synonym | XP, Melanosis lenticularis progressiva |
Gene | DDB2, ERCC1, ERCC2, ERCC3, ERCC4, ERCC5, POLH, XPA, XPC |
Genprodukt | DDB2, ERCC1, ERCC2, ERCC3, ERCC4, ERCC5, POLH, XPA, XPC |
Funktion | Erkennung von UV-induzierten DNA-Schäden und globale Genom-Reparatur |
Erbgang | autosomal-rezessiv |
Prävalenz | 1:1.000.000 in den USA und Europa, leicht erhöhte Inzidenz im Mittleren Osten, Japan und Nordafrika |
Genotyp- Phänotyp- Korrelation |
Eine Genotyp-Phänotyp Korrelationsstudie ist derzeit aktiv. |
Penetranz | hoch |
< Tabelle seitlich verschiebbar >
Diagnose
In Zusammenschau der typischen Klinik und Familienanamnese und/oder des molekulargenetischen Nachweises bialleler pathogener Vartianten in DDB2, ERCC1, ERCC2, ERCC3, ERCC4, ERCC5, POLH, XPA oder XPC.
Methodik
Der genetische Nachweis kann durch eine Einzelgentestung erbracht werden. Auch der Einsatz von Panel-Untersuchungen, in denen mehrere Gene erfasst werden, sowie eine Exom- oder Genomsequenzierung kann sinnvoll sein.
Gründervariante nach Lokalisation
XPA
- Indien: c.335_338delTTATinsCATAAGAAA
- Japan: c.390-1G>C (Trägerinzidenz 1%)
- Tunesien: p.Arg228Ter
XPC
- Nordafrika: c.1643_1644delTG
ERCC2
- Irakische Juden: p.Arg683Gln
POLH
- Tunesien/Nordafrika: Del exon 10
- Japan: c.490G>T (splice site variant); p.Ser242Ter; p.Glu306Ter und c.1661delA
- Baskenland/Nordspanien: c.764+1G>A
Differentialdiagnosen
Genetische Syndrome mit erhöhter kutaner Photosensitivität bedingt durch ein defektes Nukleotid Exzision Reparatursystem (NER):
- XP mit neurologischen Auffälligkeiten
- Cockayne-Syndrom (CS)
- XP/CS-Komplex
- Trichothiodystrophie (TTD)
- XP/TTD-Komplex
- Zerebrookulofazioskelettales (COFS) Syndrom
- COFS/TTD-Komplex
- CS/TTD-Komplex
- UV-sensitives Syndrom
Rothmund-Thomson-Syndrom
Baller-Gerold-Syndrom
Carney-Komplex
Klinische Präsentation
Klinische Präsentation
Erhöhte Sensitivität gegenüber Sonnenstrahlung (schwerer Sonnenbrand mit Blasenbildung, Erythembildung nach nur minimaler Sonnenlichtexposition in ~60% der Patienten), Sommersprossenartige Pigmentveränderungen im Gesicht vor dem 2. Lebensjahr
Sonnenlicht-bedingte Augenprobleme (Photophobie, Keratitis, Augenlidatrophie)
Stark erhöhtes Risiko der Entwicklung Sonnenlichtexposition-bedingter kutaner Nepoplasien (Basalzellkarzinome, Plattenepithelkarzinome, Melanome)
Selten schwere neurologische Komplikationen (progressive sensorineurale Schwerhörigkeit, kognitive Beeinträchtigung)
Krebsprädisposition
Basalzellkarzinome
Melanome
Plattenepithelkarzinome (Gesicht, Kopf- und Halsregion)
Leukämie
Zerebrale und spinale Gliome
Weitere solide Tumore (Lunge, Uterus, Brust, Pankreas, Niere, Magen, Testes)
Besonderheiten bei der Behandlung
Nahrungsmittelergänzung mit oralem Vitamin D bei Defizit
Meidung von UV-Licht-Exposition durch Sonnenlicht (UV-A und UV-B) oder artifizielle UV Strahlung (UV-C, z.B. Halogen)
Konsequentes Tragen von Kopf-, Körper- und Augenbedeckung
Breitspektrum Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor
Vermeidung von Tabakkonsum
Schulung in Eigenexamination auf abnorme Pigmentveränderungen
Behandlung prämaligner Läsionen: Kryotherapie
Größere Flächen : Topisch 5-Fluorouracil, Imiquimod Präparate, selten Dermabrasio oder Dermatomshaving notwendig
Behandlung kutaner Neoplasien: Kürettage oder Exzision
Empfehlungen zur Früherkennung bei Ihren Patienten
Empfehlungen zur Früherkennung
Evidenzbasierte Standards für eine Früherkennung fehlen, insbesondere in der Kindheit. Nachfolgend finden Sie die AACR-Konsensus-Empfehlungen.
Hämato-Onkologie: Ab Diagnose konsequente Vermeidung von Sonnenlichtexposition und ionisierender Strahlenexposition. Frühzeitige Diagnose und Behandlung von Hautveränderungen. Screening auf okuläre Neoplasien und Tumore des HNO-Bereiches alle 6-12 Monate
Dermatologie: Detaillierte Hautexamination alle 3 Monate
Gastroenterologie / Ernährung: Untersuchung des Schluckaktes, bedarfsadaptierte Nahrungssupplementation
Ophthalmologie: Augenärztliche Untersuchung alle 6- 12 Monate
Neurologie: Testung auf Entwicklungsretardierung und progressive neurologische Veränderungen
Orthopädie: Jährliche Skoliose-Evaluation
HNO: Basis-Audiogramm und nach Bedarf, Tumorscreening alle 6-12 Monate
Weitere Informationen
Offene klinische Studien / Register
Im Moment gibt es keine offenen klinischen Studien/Register für Patienten mit Xeroderma Pigmentosum, die wir Ihnen zur weiteren Information empfehlen.