Was ist die ALK-bedingte Prädisposition für neuroblastische Tumore?

Die ALK-bedingte Prädisposition für neuroblastische Tumore beruht auf einer genetischen Veränderung im ALK-Gen und zeigt eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Tumoren, die aus dem autonomen, also nicht bewusst ansteuerbaren Nervengewebe hervorgehen. Bei diesen Tumoren handelt es sich um Neuroblastome, Ganglioneuroblastome und Ganglioneurome, die vor allem im Säuglings- und Kindesalter auftreten. Daneben kann es zur Entstehung von Tumoren der Nebennieren kommen.

Wie wird die Diagnose ALK-bedingte Prädisposition für neuroblastische Tumore gestellt?

Klinische Diagnostik

Der Verdacht auf das Vorliegen einer ALK-bedingten Prädisposition für neuroblastische Tumore besteht bei einer Person, die einen der folgenden Befunde aufweist:

  • Mehrere primäre neuroblastische Tumore die zeitgleich oder zeitlich versetzt auftreten

  • Auftreten eines Neuroblastoms, Ganglioneuroblastoms oder Ganglioneuroms bei mehr als einem Familienmitglied

Genetische Diagnostik

Die Diagnose „ALK-bedingte Prädisposition für neuroblastische Tumore“ wird gesichert durch den Nachweis einer Mutation, also einer genetischen Veränderung des ALK-Gens.

Weitere klinische Merkmale

Patienten mit ALK-bedingter Prädisposition für neuroblastische Tumore haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung neuroblastischer Tumore. Dabei handelt es sich um folgende:

  • Neuroblastom: Es handelt sich um einen bösartigen Tumor, der vom autonomen, also nicht bewusst steuerbaren Nervengewebe ausgeht und von den hier beschriebenen Tumoren das schlechteste Outcome hat. Neuroblastome können im Bereich der Wirbelsäule, im Kopf-Hals- und Nackenbereich sowie im Brust-, Bauch- und Beckenraum entlang der autonomen Nervenbahnen bzw. an Ansammlungen von autonomen Nervenzellen auftreten. Die Symptome sind je nach Lokalisation sehr unterschiedlich und reichen von Schmerzen, über Luftnot, Harnwegs- und Darmproblemen bis hin zu Lähmungen.

  • Ganglioneuroblastom: Diese Tumore können entweder eher gutartig wie Ganglioneurome oder eher bösartig wie Neuroblastome sein. Sie sind meist im Bereich der Wirbelsäule, des Rumpfes sowie im hinteren Brustbereich lokalisiert.

  • Ganglioneurom: Es handelt sich um einen meist gutartigen Tumor, der vom autonomen, also nicht bewusst steuerbaren Nervengewebe ausgeht. Ganglioneurome treten vor allem im Bereich der Wirbelsäule, im Brust-, Kopf- und Halsbereich und an den Nebennieren auf. Oft bleiben diese Tumore asymptomatisch, sie können jedoch auch Schmerzen oder Atembeschwerden auslösen.

Wie hoch ist das Krebsrisiko?

Liegt bei einem Patienten eine Mutation, also genetische Veränderung im ALK-Gen vor, so beträgt die Wahrscheinlichkeit, einen neuroblastischen Tumor zu entwickeln vermutlich über 50%.

Das Risiko für die Entwicklung neuroblastischer Tumore ist im Säuglingsalter am höchsten und sinkt mit zunehmendem Alter ab. Beim familiären Neuroblastom kommt es zu einem früheren Auftreten von Tumoren (im Durchschnitt im Alter von 9 Monaten) als bei Neuroblastomen ohne familiär gehäuftes Auftreten (im Durchschnitt im Alter von 2-3 Jahren).

Daneben besteht beim familiären Neuroblastom ein erhöhtes Risiko für das Auftreten multipler Primärtumore im Vergleich zur nicht-familiären Form. Diese multiplen Primärtumore können beidseitige Nebennierentumore oder multiple primäre Tumore außerhalb der Nebennieren sein, die im Bereich von Zellenansammlungen des autonomen Nervensystems entstehen. Das Auftreten der Tumore kann zeitgleich oder zeitlich versetzt erfolgen.

Wodurch entsteht die ALK-bedingte Prädisposition für neuroblastische Tumore?

Die ALK-bedingte Prädisposition für neuroblastische Tumore beruht auf einer Mutation, also einer genetischen Veränderung des ALK-Gens. Dieses Gen kodiert für das ALK-Protein, welches ein bestimmter Rezeptor ist. Dieser Rezeptor kontrolliert die Vermehrung und Entwicklung unreifer Nervenzellen. Liegt nun das Gen in einer veränderten Form vor, wird auch das Protein nicht mehr richtig hergestellt und kann seine Funktion nicht korrekt ausführen, wodurch es folglich zur Entstehung von Tumoren kommt.

Gibt es eine Therapie?

Die Behandlung von Patienten mit ALK-bedingten neuroblastischen Tumoren sollte in einer kinderonkologischen Klinik erfolgen. Hier wird das Vorgehen auch mit der Neuroblastomstudienleitung abgestimmt. Aktuell gibt es keine Hinweise dafür, dass Patienten mit ALK-bedingten neuroblastischen Tumoren Chemo- oder Strahlentherapien schlechter vertragen oder sensibler auf diese Therapien reagieren. Prinzipiell kann auch der Einsatz von ALK-Inhibitoren erwogen werden.

Gibt es Maßnahmen zur Früherkennung von Krebserkrankungen?

Maßnahmen zur Früherkennung

Bisher gibt es keine einheitlichen Empfehlungen. Ein mögliches Vorgehen zur frühzeitigen Erkennung von neuroblastischen Tumoren bei bekannter ALK-Mutation ist folgendes:

Klinische Untersuchung, Ultraschall des Bauches, Messung der Katecholamine (Botenstoffe des autonomen Nervensystems) VMS und HVS im Urin, Röntgen der Lunge

  • alle 3 Monate bei Kindern von 0-6 Jahren

  • alle 6 Monate bei Kindern von 6-10 Jahren

  • bei Kindern > 10 Jahren ist keine Vorsorgeuntersuchung erforderlich

Nach erfolgreicher Behandlung eines neuroblastischen Tumors sollten die Früherkennungsuntersuchungen aufgrund des Risikos für die Entstehung multipler Primärtumore bis zum Alter von 10 Jahren fortgesetzt werden.

Selbstfürsorge und Selbsthilfe

Worauf sollte ich besonders achten?

Bei neu auftretenden Auffälligkeiten, Beschwerden oder anderen Symptomen sollten Sie dringend einen Arzt aufsuchen, um abklären zu können, ob ein neuroblastischer Tumor vorliegt. Je früher dieser gefunden wird, desto einfacher ist die Therapie und desto besser die Prognose.

Da es auch nach erfolgreicher Behandlung eines neuroblastischen Tumors noch zur Entwicklung weiterer, sogenannter multipler Primärtumore kommen kann, sollten die Früherkennungsuntersuchungen unbedingt bis zu einem Alter von 10 Jahren fortgesetzt werden.

Selbsthilfegruppen und weitere Informationen

Leider gibt es bislang keine uns bekannten Selbsthilfegruppen für Patienten mit ALK-bedingter Prädisposition für neuroblastische Tumore. Sobald uns hier neue Informationen zur Verfügung stehen, werden wir diese ergänzen.