"Hereditäre Leiomyomatose und Nierenzellkarzinom" – was ist das?

Hereditäre Leiomyomatose und Nierenzellkarzinom (HLRCC) ist eine Erkrankung, die auf Mutationen, also genetischen Veränderungen im FH-Gen beruht. Sie ist charakterisiert durch das Auftreten von gutartigen Tumoren der Haut (kutane Leiomyome), gutartigen Tumoren der Gebärmutter (uterine Leiomyome) und/oder bösartigen Nierentumoren (Nierenzellkarzinome).

Übersicht der Kapitel auf dieser Seite:

  • Wie hoch ist das Krebsrisiko?

  • Was ist über die Entstehung bekannt?

  • Gibt es eine Therapie?

  • Medizinische Maßnahmen zur Früherkennung

  • Hereditäre Leiomyomatose und Nierenzellkarzinom – was Sie selber tun können
  • Links (z.B. von Selbst­hilfe­gruppen) und weitere Informationen
  • Wie hoch ist das Krebsrisiko?

  • Was ist über die Entstehung bekannt?

  • Gibt es eine Therapie?

  • Medizinische Maßnahmen zur Früherkennung

  • Hereditäre Leiomyomatose und Nierenzellkarzinom – was Sie selber tun können
  • Links (z.B. von Selbsthilfegruppen) und weitere Informationen

Wie wird die Diagnose "Hereditäre Leiomyomatose und Nierenzellkarzinom" gestellt?

Verdachtsdiagnose

Das Auftreten mehrerer Leiomyome (gutartige Tumore) der Haut sollte an ein HLRCC denken lassen. Darüber hinaus besteht der Verdacht auf ein HLRCC bei dem Vorliegen von ≥2 der folgenden Befunde:

  • Chirurgiebedürftige symptomatische und/oder mehrere Leiomyome (gutartige Tumore) der Gebärmutter vor dem 40. Lebensjahr
  • Eine bestimmte Form des Nierenkrebs (Typ 2 papilläres Nierenzellkarzinom) vor dem 40. Lebensjahr
  • Ein erstgradig Verwandter mit einem der oben genannten Kriterien

Klinische Diagnose

Die Diagnose HLRCC gilt als gesichert bei dem Nachweis einer Mutation, also genetischen Veränderung des FH-Gens in Kombination mit einem der folgenden klinischen Befunde:

  • Mehrere Leiomyome der Haut, wenn HLRCC in der Familie nicht vorkommt
  • 1 kutanes Leiomyom, wenn HLRCC in der Familie vorkommt
  • ≥1 der folgenden bösartigen Nierentumore: Sammelrohrkarzinom, tubulo-papilläres oder Typ 2 papilläres Nierenzellkarzinom (unabhängig vom familiären Auftreten)

Genetische Diagnostik

Der genetische Nachweis erfolgt über die Identifikation einer Mutation, also einer genetischen Veränderung des FH-Gens.

Wie hoch ist das Krebsrisiko?

HLRCC-Patient:innen haben ein deutlich erhöhtes Risiko für bösartige Nierentumore (Nierenzellkarzinome). Daneben ist das HLRCC gekennzeichnet durch das Auftreten gutartiger Hauttumore (kutane Leiomyome) und gutartiger Tumore der Gebärmutter (uterine Leiomyome). Die Schwere der Erkrankung kann von Patient:in zu Patient:in sehr unterschiedlich sein.

Nierenzellkarzinome

Bei etwa 10-16% der Patient:innen mit HLRCC treten Nierenzellkarzinome, also bösartige Nierentumore, auf. Die meisten dieser Tumore sind einseitig lokalisiert, treten einzeln auf und sind aggressiver als andere erbliche Nierenzellkarzinome. Das durchschnittliche Alter bei Diagnosestellung liegt bei 41 Jahren. Klinische Zeichen von Nierenzellkarzinomen können Blut im Urin, untere Rückenschmerzen oder eine tastbare Raumforderung an einer Flanke sein. Es ist jedoch auch möglich, dass diese Tumore keinerlei Symptome verursachen.

Leiomyome der Haut

Diese meist an Rumpf, Armen und Beinen, seltener an Kopf und Nacken auftretenden Hautmanifestationen erscheinen als hautfarbene oder hellbraune Knötchen. Das durchschnittliche Alter bei Auftreten liegt bei 25 Jahren (Intervall 10-47 Jahre), wobei die Leiomyome in Anzahl und Größe mit steigendem Alter zunehmen. Typischerweise werden die Leiomyome als schmerzhaft beschrieben. Dieser Schmerz kann durch Kälte, Hitze oder Berührung verstärkt werden.

Die Anzahl der Leiomyome der Haut im Rahmen des HLRCC ist sehr variabel, so können mehrere Leiomyome oder nur ein einzelnes Leiomyom auftreten. Auch das Fehlen von Hautmanifestationen ist möglich.

Leiomyome der Gebärmutter

Leiomyome der Gebärmutter treten bei etwa 80% der weiblichen HLRCC-Patientinnen auf. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung treten die Gebärmutter-Leiomyome im Rahmen eine HLRCC mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren (Intervall 18-52 Jahre) früher auf, so dass auch chirurgische Maßnahmen wie die Entfernung der Tumore oder Gebärmutterentfernungen in deutlich jüngerem Alter (durchschnittlich mit 35 Jahren) erfolgen. Die Leiomyome sind typischerweise groß und zahlreich und lösen bei den Betroffenen häufig unregelmäßige und starke Regelblutungen sowie Schmerzen im Unterleib aus.

Hereditäre Leiomyomatose und Nierenzellkarzinom – was ist über die Entstehung bekannt?

Hereditäre Leiomyomatose und Nierenzellkarzinom beruht auf Mutationen, also genetischen Veränderungen des FH-Gens. Dieses Gen kodiert für das FH-Protein, welches normalerweise den Abbau eines weiteren Proteins (HIF) herbeiführt und damit die Freisetzung von Wachstumsfaktoren hemmt.

Liegt nun das FH-Gen in einer veränderten Form vor, wird auch das FH-Protein nicht korrekt hergestellt. Daraufhin kann das HIF-Protein nicht richtig abgebaut werden, so dass es zu einer Ansammlung des Proteins HIF kommt. Die dadurch vermehrte Freisetzung von Wachstumsfaktoren kann zur Entstehung gutartiger und bösartiger Tumore führen.

Das HLRCC kann von den Eltern an ihre Kinder weitergegeben werden. Der Erbgang ist dabei autosomal-dominant. Es besteht auch die Möglichkeit, dass die genetische Veränderung im FH-Gen als Spontan- oder Neumutation entsteht, man nennt das de novo Mutation.

Gibt es eine Therapie?

Leiomyome der Haut

Die Therapie der Leiomyome der Haut ist schwierig. Folgende Optionen bestehen:

  • Chirurgische Entfernung einzelner schmerzhafter Läsionen
  • Kälte- und/oder Lasertherapie
  • Medikamentöse Therapien können den Schmerz reduzieren.

Leiomyome der Gebärmutter

  • Medikamentös: Antihormonelle und Schmerztherapie vor einer Operation zur Größenreduktion der Leiomyome und/oder zeitweise als symptomatische Therapie
  • Operative Entfernung der Leiomyome als Gebärmutter-erhaltende chirurgische Therapie
  • Operative Entfernung der Gebärmutter

Nierenkarzinome

  • Frühe chirurgische Entfernung, dabei sollte eine vollständige Entfernung der betroffenen Niere aufgrund der Aggressivität des Tumors in Erwägung gezogen werden.

Diagnose Hereditäre Leiomyomatose und Nierenzellkarzinom. Wie geht es weiter?

Nach der Diagnose wenden Sie sich bitte unbedingt an eine:n Spezialist:in für dieses Krebsprädispositionssyndrom. Im folgenden Abschnitt schildern wir Ihnen, ob Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung oder andere Maßnahmen erforderlich sind und wie diese erfolgen sollten. Zudem geben wir Ihnen ein paar Tipps, was Sie selber tun können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte jederzeit an uns oder Ihren behandelnden Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin.

Diagnose Hereditäre Leiomyomatose und Nierenzellkarzinom. Wie geht es weiter?

Nach der Diagnose wenden Sie sich bitte unbedingt an eine:n Spezialist:in für dieses Krebsprädispositionssyndrom. Im folgenden Abschnitt schildern wir Ihnen, ob Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung oder andere Maßnahmen erforderlich sind und wie diese erfolgen sollten. Zudem geben wir Ihnen ein paar Tipps, was Sie selber tun können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte jederzeit an uns oder Ihren behandelnden Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin.

Medizinische Maßnahmen zur Früherkennung

Bisher bestehen keine einheitlichen Früherkennungsempfehlungen. Die American Association for Cancer Research schlägt folgendes Vorgehen vor:

  • Jährliche MRT der Nieren ab 8 Jahren
  • Jährliche Untersuchung der Haut durch einen Kinderarzt oder Dermatologen ab Diagnosestellung
  • Jährliche gynäkologische Untersuchung ggf. mit Ultraschall ab erster gynäkologischer Vorstellung, spätestens aber ab 20 Jahren oder bei Symptomen

Hereditäre Leiomyomatose und Nierenzellkarzinom – was Sie selber tun können

Darauf sollten Sie achten

Sie sollten eine:n Ärzt:in aufsuchen, sobald Veränderungen an der Haut, v.a. in Form von schmerzhaften Knötchen, auftreten. Daneben sollten Symptome wie Rückenschmerzen, blutiger Urin oder Raumforderungen im Bereich der Flanke wahrgenommen und einem Arzt oder einer Ärztin berichtet werden. Auch bei weiteren neu auftretenden Auffälligkeiten oder Beschwerden, z.B. unregelmäßigen oder starken Regelblutungen sowie Schmerzen im Unterleib sollten Sie dringend eine:n Ärzt:in aufsuchen.

Weitere Informationen

Des Weiteren können sich Patient:innen jederzeit für das KPS-Register anmelden oder dies durch die betreuenden Ärztinnen und Ärzte vornehmen lassen.

Weitere Fragen?

Wir sind für Sie per E-Mail und telefonisch erreichbar. Zudem können Sie persönlich in unsere Sprechstunden kommen. Weitere Informationen entnehmen Sie am besten unserer Kontaktseite.