Was ist das Noonan-Syndrom?

Das Noonan-Syndrom ist eine erbliche Störung der körperlichen Entwicklung (siehe unten), die auch mit Lernstörungen und einem leicht erhöhten Risiko für Krebserkrankungen einhergeht. Es gibt verschiedene Sonderformen des Noonan-Syndroms bzw. Noonan-Syndrom-ähnliche Erkrankungen:

Noonan-Syndrom mit multiplen Lentigenes: Hier finden sich neben den typischen Noonan-Syndrom-Veränderungen dunkle Flecken (Lentigines) auf der Haut. Die Betroffenen sind oft schwerhörig und haben typischerweise besondere Herzfehler (hypertrophe Kardiomyopathie).

Noonan-Syndrom-ähnliche Erkrankung mit losem Anagen Haar: Betroffene haben Noonan-Syndrom-typische Veränderungen, sind aber etwas dunkler pigmentiert und haben loses Haar.

CBL-Syndrom: Bei dieser Noonan-Syndrom-ähnlichen Erkrankung sind die Noonan-typischen Veränderungen milde ausgeprägt und werden leicht übersehen. Die Patienten können Gefäßentzündungen (Vaskulitiden) entwickeln und haben ein hohes Risiko für eine bösartige Bluterkrankung im Kindesalter (juvenile myelomonoztäre Leukämie).

Wie wird die Diagnose Noonan-Syndrom gestellt?

Menschen mit Noonan-Syndrom zeigen typische Merkmale, die z.B. durch erfahrene Humangenetiker, Kinderärzte oder andere Personen mit Erfahrung mit dieser Erkrankung erkannt werden können. Folgende Veränderungen liegen variabel vor:

  • Auffällige Gesichtszüge mit tiefsitzenden, nach hinten rotierten Ohren

  • Weit auseinanderstehende Augen

  • Herabhängendes Augenlied

  • Kleinwuchs

  • Breiter Nacken mit niedrigem Haaransatz

  • Angeborene Herzfehler (insbesondere Pulmonalstenose, hypertrophe Kardiomyopathie)

  • Brustkorbdeformität

  • Haut- und Haarveränderungen

  • Sehprobleme

  • Hodenhochstand

  • Lernprobleme

  • Blutungsneigung

Nach klinischer Verdachtsdiagnose kann ein Gentest erfolgen, um die Diagnose zu sichern. Dies gelingt in den allermeisten Fällen.

Wie hoch ist das Krebsrisiko?

Kinder mit Noonan-Syndrom haben ein etwa 8-fach erhöhtes Krebsrisiko. Da Krebs bei Kindern sehr selten ist, ist dies immer noch vergleichsweise selten und die Mehrzahl der Kinder mit Noonan-Syndrom erkrankt nicht an Krebs. Das Krebsspektrum beinhaltet folgende Krebsarten (Auswahl): Niedriggradige Gliome (ein vergleichsweise gutartiger Hirntumor), akute Leukämie, Neuroblastom, Rhabdomyosarkom.

Spezifische Mutationen in PTPN11 gehen mit einem erhöhten Risiko einer überschießenden Blutbildung während der ersten Lebensmonate einher. Gelegentlich nimmt diese sogenannte Myeloproliferation einen aggressiven Kurs und eine Therapie ist indiziert. Hier ist es wichtig, erfahrene Kinderonkologen zu konsultieren.

Das Noonan-Syndrom-ähnliche CBL-Syndrom ist mit einem hohen Risiko einer sogenannten juvenilen myelomonzytären Leukämie assoziiert. Obwohl diese bösartig ist, brauchen nicht alle Betroffenen eine Therapie, denn der klinische Verlauf kann gutartig sein. Auch hier ist es wichtig, dass ein erfahrener Kinderonkologe hinzugezogen wird.

Wodurch entsteht das Noonan-Syndrom?

Das Noonan-Syndrom entsteht durch eine erbliche Veränderung in einem Gen des RAS-Signalwegs. Folgende Gene können betroffen sein: PTPN11, SOS1, RAF1, RIT1, KRAS, NRAS, BRAF, MAP2K1, RRAS, RASA2, A2ML1, SOS2, LZTR1, CBL, SHOC2, PPP1CB.

Gibt es eine Therapie?

Für das Noonan-Syndrom selber gibt es keine Therapie. Allerdings ist es sinnvoll, die einzelnen Noonan-Syndrom assoziierten Probleme (Herz, Hören, Sehen, etc.) gemeinsam mit dem Behandlungsteam zu adressieren und auch das Lernen besonders zu fördern.

Tritt eine Krebserkrankung auf, so sollte die Therapie mit der jeweiligen Studienleitung abgesprochen werden. Bei Kindern mit juveniler myelomonozytärer Leukämie kann eventuell auf eine aggressive Therapie verzichtet werden. Dies sollte jedoch individuell und in Absprache mit der EWOG-MDS Studie entschieden werden.

Gibt es Maßnahmen zur Früherkennung von Krebserkrankungen?

Maßnahmen zur Früherkennung

Da das Krebsrisiko nur milde erhöht ist, sind keine generellen Früherkennungsmaßnahmen notwendig. Treten jedoch medizinische Probleme auf, sollten diese rasch abgeklärt werden.

Bei Kindern 0 bis 5 Jahre mit dem Risiko einer überschießenden Blutbildung (besondere PTPN11– oder KRAS-Mutationen) oder bei Kindern mit CBL-Syndrom kann folgende Früherkennung angeboten werden: Körperliche Untersuchung mit besonderer Beachtung der Milzgröße sowie Blutbild mit Differenzierung alle 3-6 Monate.

Selbstfürsorge und Selbsthilfe

Worauf sollte ich besonders achten?

Wenn Ihr Kind sich unwohl fühlt, es schlapp, abgeschlagen oder blass ist, eine tastbare Veränderung oder einen ungewöhnlich vorgewölbten Bauch hat oder wenn Ihnen etwas sonstiges Ungewöhnliches auffällt, sollte eine baldige Abklärung erfolgen.

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