Definition

Das Noonan-Syndrom (NS, OMIM #163950) ist eine meist autosomal-dominant vererbte Entwicklungsstörung mit einem wiedererkennbaren Phänotyp (siehe klinische Merkmale) und einem mild erhöhten Krebsrisiko.

Eckdaten

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Synonym NS
Gene PTPN11 (50%), SOS1 (13%), RAF1 (5%), RIT1 (5%), seltener: KRAS, NRAS, BRAF, MAP2K1, RRAS, RASA2, A2ML1, SOS2, LZTR1, CBL, SHOC2, PPP1CB
Genprodukte SHP2, SOS1, RAF1, RIT1, KRAS, NRAS, BRAF, MAP2K1, RRAS, RASA2, A2ML1, SOS2, LZTR1, CBL, SHOC2, PPP1CB
Funktion RAS-Signalweg
Erbgang autosomal-dominant
Prävalenz 1:2.000
Genotyp-
Phänotyp-
Korrelation
Spezifische Mutationen in PTPN11 (z.B. Kodon 61 oder T73I) oder KRAS (T58I): Risiko einer Myeloproliferation
Spezifische Mutationen in SHOC2 (S2G) oder PPP1CB (P49R): Noonan-Syndrom-ähnliche Erkrankung mit losem Anagenhaar (NSLAH)
Spezifische Mutationen in PTPN11 (T468M und Y279C): Noonan-Syndrom mit multiplen Lentigines (NSML)
Mutationen in CBL: CBL-Syndrom (CBLS)
Penetranz Nahezu 100% (dies bezieht sich auf das Syndrom und nicht auf die Entwicklung einer Neoplasie)
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Diagnose

Diagnosestellung

Die Diagnose wird klinisch gestellt und in vielen Fällen gelingt der Nachweis einer RAS-Signalweg-Mutation in einem der o.g. Gene.

Differentialdiagnosen

  • Costello-Syndrom

  • CFC-Syndrom

  • Neurofibromatose Typ 1

  • Legius-Syndrom

Klinische Präsentation

Das Noonan-Syndrom geht mit variablen Veränderungen einher. Diese beinhalten eine auffällige Fazies mit tiefstehenden nach hinten rotierten Ohren, Hypertelorismus, okulärer Ptosis, breitem Nacken und niedrigem Haaransatz. Daneben können ein proportionierter Kleinwuchs, angeborene Herzfehler (insbesondere Pulmonalstenose, hypertrophe Kardiomyopathie), eine Thoraxdeformität, Haut- und Haarveränderungen, Sehprobleme, ein Kryptorchismus, Lernprobleme und eine Blutungsneigung bestehen.

Kinder mit NS haben ein etwa 8-fach erhöhtes Krebsrisiko. Das Krebsspektrum beinhaltet folgende Krebsarten (Auswahl): Gliome wie dysembryoplastischer neuroepithelialer Tumor, akute lymphoblastische Leukämie, Neuroblastom, Rhabdomyosarkom.

Spezifische Mutationen in PTPN11 (insbesondere, aber nicht ausschließlich Kodons 61 oder T73I) oder KRAS (T58I) gehen mit einem erhöhten Risiko einer polyklonalen, oft transienten Myeloproliferation während der ersten Lebensmonate einher. Gelegentlich nimmt diese Myeloproliferation einen aggressiven Kurs und eine Therapie ist indiziert.

Neben den Noonan-Syndrom-typischen Veränderungen finden sich bei Menschen mit NSLAH eine dunkel pigmentierte Haut und ektodermale Anomalien.

Betroffene mit NSML zeigen einen Noonan-Syndrom-Phänotyp sowie multiple Lentigines, häufig eine hypertrophe Kardiomyopathie und Schwerhörigkeit.

Das Noonan-Syndrom-ähnliche CBLS ist ein variabler Phänotyp charakterisiert durch Vaskulitiden, milde Veränderungen im Sinne eines Noonan-Syndroms und ein hohes Risiko für juvenile myelomonozytäre Leukämie (JMML).

Besonderheiten bei der Behandlung

Bei Kindern mit einer Myeloproliferation bei Noonan-Syndrom oder einer JMML bei CBL-Syndrom sollte das Vorgehen mit der EWOG MDS Studie diskutiert werden. Eine Therapie ist derzeit nur bei Symptomen durch die Myeloproliferation/JMML indiziert. Es kann zu einer spontanen Regression der Veränderungen kommen. Gelegentlich kann es zu einem aggressiven Verlauf kommen.

Empfehlungen zur Früherkennung bei Ihren Patienten

Empfehlungen zur Früherkennung

Generell sind keine Krebsfrüherkennungsmaßnahmen indiziert, da das Krebsrisiko nur mild erhöht ist. Bei Kindern mit CBL-Syndrom und Bei Kindern mit Myeloproliferation-assoziierten Mutationen in PTPN11 und KRAS kann folgendes erwogen werden:

  • 0 bis 5 Jahre: Körperliche Untersuchung mit besonderer Beachtung der Milzgröße sowie Blutbild mit Differenzierung alle 3-6 Monate

  • Daneben können Untersuchungen für andere nicht hämato-onkologische Komplikationen sinnvoll sein (z.B. Vaskulitiden bei CBL-Syndrom).