Was ist die L-2-Hydroxyglutar Azidurie?

Die L-2-Hydroxyglutar Azidurie (L2HGA) ist eine Stoffwechselerkrankung, die das Nervensystem betrifft. Sie beruht auf Mutationen, also genetischen Veränderungen im L2HGDH-Gen und ist gekennzeichnet durch Koordinationsstörungen, die durch Kleinhirnschäden verursacht sind, Entwicklungsverzögerung, Epilepsie sowie einen überdurchschnittlich großen Kopfumfang unterschiedlich starker Ausprägung.

Wie wird die Diagnose L-2-Hydroxyglutar Azidurie gestellt?

Laborchemische Diagnostik

Im Screening auf organische Säuren zeigen sich in Urin, Blut und Hirnwasser massiv erhöhte Spiegel für L-2-Hydroxyglutarsäure. Darauffolgend kann durch weitere Laboruntersuchungen die Diagnose L2HGA biochemisch gesichert werden.

Bildgebende Diagnostik

In der CT und MRT des Kopfes zeigt sich eine für die L2HGA typische Befundkonstellation, die unter anderem aus einem verkleinerten Kleinhirn besteht.

Genetische Diagnostik

Die Diagnose „L-2-Hydroxyglutar Azidurie“ gilt als gesichert bei einer nachgewiesenen Mutation, also genetischen Veränderung im L2HGDH-Gen.

Wie hoch ist das Krebsrisiko?

Bei Patienten mit L-2-Hydroxyglutar Azidurie besteht ein erhöhtes Risiko für verschiedene Hirntumore (Ependymome, primitiv neuroektodermale Tumore, low- und high-grade Gliome, Medulloblastome und Oligodendrogliome). Wie hoch das Risiko genau ist, kann jedoch bisher nicht beziffert werden.

Klinisch tritt die L2HGA meist innerhalb des ersten Lebensjahres durch eine Entwicklungsverzögerung, epileptische Anfälle oder Koordinationsstörungen in Erscheinung. Bei etwa der Hälfte der Patienten liegt ein überdurchschnittlich großer Kopfumfang vor. Weitere Symptome sind muskuläre Schwäche meist im früheren Krankheitsstadium, Störungen von Bewegungsabläufen, Verhaltensauffälligkeiten und Spastiken (Muskelverkrampfungen), die eher im späteren Verlauf auftreten. Es zeigt sich insgesamt ein langsames Fortschreiten der Erkrankung und die meisten Betroffenen erreichen das Erwachsenenalter. Es kann jedoch im Verlauf zum vollständigen Verlust motorischer Fähigkeiten (z.B. Verlust der Gehfähigkeit) sowie Sprachproblemen kommen.

Laborchemisch ist die L2HGA gekennzeichnet durch hohe Spiegel von L-2-Hydroxyglutarsäure in Urin, Blut und Nervenwasser.

Wodurch entsteht die L-2-Hydroxyglutar Azidurie?

Die L-2-Hydroxyglutar Azidurie beruht auf Mutationen, also genetischen Veränderungen des L2HGDH-Gens. Dieses Gen kodiert für das Protein L-2-Hydroxyglutarat-Dehydrogenase, welches u.a. in Stoffwechselprozesse im Gehirn involviert ist.

Liegt nun das L2HGDH-Gen in einer veränderten Form vor, wird auch das entsprechende Protein nicht korrekt hergestellt und kann seine eigentlich Funktion nicht mehr erfüllen. Es kommt folglich zu einer Ansammlung von L-2-Hydroxyglutarsäure und dadurch zu Hirnschädigungen.

Die L2HGA ist eine sehr seltene Erkrankung mit einer Krankheitshäufigkeit <1:1.000.000 und sie kann von den Eltern an ihre Kinder weitergegeben werden. Der Erbgang ist dabei autosomal-rezessiv, weshalb die Erkrankung bei Kindern blutsverwandter Eltern deutlich häufiger auftritt als in der Gesamtbevölkerung.

Gibt es eine Therapie?

Bisher ist keine ursächliche Therapie bekannt, so dass sich die Behandlung auf eine unterstützende, symptomorientierte Therapie beschränkt.

Gibt es Maßnahmen zur Früherkennung von Krebserkrankungen?

Maßnahmen zur Früherkennung

Im Hinblick auf das erhöhte Risiko für Hirntumore, sollte eine klinische und neurologische Untersuchung alle 3-6 Monate erfolgen. Darüber hinaus wird die jährliche Durchführung einer MRT des Kopfes empfohlen (initial mit Kontrastmittel, danach ohne Kontrastmittel solange keine Auffälligkeiten gefunden werden).

Selbstfürsorge und Selbsthilfe

Worauf sollte ich besonders achten?

Sie sollten einen Arzt aufsuchen, sobald Veränderungen der Bewegung oder Koordination, Sprechstörungen oder epileptische Anfälle auftreten. Daneben sollten Verzögerungen in der Entwicklung wahrgenommen und einem Arzt berichtet werden. Auch bei weiteren neu auftretenden Auffälligkeiten oder Beschwerden wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwindel sollten Sie dringend einen Arzt aufsuchen.

Selbsthilfegruppen und weitere Informationen