Was ist die CEBPA-Defizienz?

Die CEBPA-Defizienz oder CEBPA-assoziierte familiäre akute myeloische Leukämie ist ein Leukämie-Prädispositionssyndrom, welches auf einer Mutation, also einer genetischen Veränderung des CEBPA-Gens beruht. Typischerweise kommt es zu einem frühen Auftreten einer akuten myeloischen Leukämie (AML) bei mehreren Familienmitgliedern.

Wie wird die Diagnose CEBPA-Defizienz gestellt?

Verdachtsdiagnose

Der Verdacht auf das Vorliegen einer CEBPA-Defizienz besteht bei folgenden Personen:

  • Personen mit AML, die nahe Verwandte haben, welche ebenfalls an einer AML erkrankt sind

  • Personen, die eine AML in jungem Alter (<50 Jahre) entwickeln

Genetische Diagnostik

Die Diagnose „familiäre CEBPA-Defizienz“ wird gesichert durch den Nachweis einer Mutation, also einer genetischen Veränderung des CEBPA-Gens.

Weitere klinische Diagnostik nach Diagnosestellung

  • HLA-Typisierung im Hinblick auf eine eventuelle Stammzelltransplantation

  • Im Falle einer Leukämie erfolgen ausgiebige weitere Untersuchungen

Humangenetik

  • Humangenetische Anbindung des Patienten

  • Genaue Familienanamnese, um weitere betroffene Familienmitglieder und Mutationsträger zu finden

  • Genetische Beratung/Diagnostik bei allen Familienmitgliedern, die ein Risiko für das Vorliegen einer CEBPA-assoziierten familiären AML haben

Wie hoch ist das Krebsrisiko?

Das Risiko, an einer AML zu erkranken ist mit über 80% sehr hoch. Die AML im Rahmen einer familiären CEBPA-Defizienz scheint früher aufzutreten als eine sporadische, also nicht familiäre AML. Das Durchschnittsalter bei Diagnosestellung liegt bei 25 Jahren, wobei dieses stark variiert von knapp 2 Jahren bis >45 Jahren. Im Vergleich dazu liegt das Durchschnittsalter bei Diagnosestellung einer sporadischen AML bei 65 Jahren.

Die Prognose dieser Form der familiären AML scheint günstiger zu sein als die der sporadischen AML. Nach 10 Jahren leben noch 67% der Patienten.

Patienten mit einer familiären CEBPA-Defizienz haben nach durchgemachter AML ein hohes Risiko, erneut an einer Leukämie zu erkranken.

Wodurch entsteht die CEBPA-Defizienz?

Die CEBPA-Defizienz beruht auf einer Mutation, also einer genetischen Veränderung des CEBPA-Gens. Dieses Gen kodiert für das Protein C/EBPα, ein sogenannter Transkriptionsfaktor, der eine Schlüsselrolle in der Entwicklung der Granulozyten, eine bestimmte Form weißer Blutkörperchen, spielt. Liegt nun das CEBPA-Gen in einer veränderten Form vor, kann auch der Transkriptionsfaktor nicht mehr korrekt funktionieren und es kommt zur Entstehung von Leukämien.
Die CEBPA-Defizienz kann von den Eltern an ihre Kinder weitergegeben werden. Der Erbgang ist dabei autosomal-dominant.

Gibt es eine Therapie?

Die Therapie einer AML bei Patienten mit einer CEBPA-Mutation sollte eingehend mit der entsprechenden Studienzentrale diskutiert werden und wenn möglich nach einem Studienprotokoll erfolgen. Sie besteht in der Regel aus einer Chemotherapie. Eine Stammzelltransplantation kann bei ausbleibender Verbesserung der Erkrankung einer zweiten Leukämie erwogen werden.

Eine Stammzelltransplantation bei CEBPA-Mutationsträgern vor Entstehung der ersten Leukämie wird derzeit kontrovers diskutiert, da die Transplantation einerseits die Erkrankung heilen kann, aber andererseits auch schwere Nebenwirkungen mit sich bringen kann.

Gibt es Maßnahmen zur Früherkennung von Krebserkrankungen?

Maßnahmen zur Früherkennung

Mutationsträger, die nicht an einer AML erkrankt sind

  • Großes Blutbild alle 6-12 Monate

  • Knochenmarkpunktion bei klinischen Auffälligkeiten oder auffälligem Blutbild

Patienten, die an AML erkrankt sind

Solange der Patient an einer AML erkrankt ist, erfolgt das Vorgehen nach Studienprotokoll und muss mit der entsprechenden Studienzentrale diskutiert werden.

Die Vorsorgeempfehlungen nach vollständiger Remission bei CEBPA-assoziierter familiärer AML gleichen denen bei sporadischer AML:

  • Großes Blutbild alle 1-3 Monate für zwei Jahre, dann alle 3-6 Monate für bis zu 5 Jahre

  • Knochenmarkpunktion bei auffälligen Blutbefunden

Da auch nach längerer Zeit eine erneute Leukämie auftreten kann, werden lebenslange Vorsorgeuntersuchungen für Patienten mit CEBPA-assoziierter familiärer AML empfohlen.

Selbstfürsorge und Selbsthilfe

Worauf sollte ich besonders achten?

Sie sollten einen Arzt aufsuchen, sobald vermehrte Blutungen (z.B. Nasen- oder Zahnfleischbluten) oder blaue Flecke auffallen. Daneben sollten Sie bei Abgeschlagenheit oder einem Krankheitsgefühl, Fieber, Nachtschweiß, Blässe, häufigen Infektionen oder Schwellungen der Lymphknoten dringend bei einem Arzt vorstellig werden. Kommt es zu weiteren neu auftretenden Auffälligkeiten oder Beschwerden, sollten diese ebenfalls möglichst rasch abgeklärt werden.

Selbsthilfegruppen und weitere Informationen

Leider gibt es bislang keine uns bekannten Selbsthilfegruppen für Patienten mit CEBPA-Defizienz. Sobald uns hier neue Informationen zur Verfügung stehen, werden wir diese ergänzen.