Was ist das PTEN-Hamartom-Tumor-Syndrom?
Das PTEN-Hamartom-Tumor-Syndrom (PHTS) umfasst mehrere Erkrankungen, die auf Mutationen, also genetischen Veränderungen im PTEN-Gen beruhen. Diese Erkrankungen sind das Cowden-Syndrom (CS) und das Bannayan-Riley-Ruvalcaba-Syndrom (BRRS). Meist werden auch das PTEN-assoziierte Proteus-Syndrom (PS) sowie das Proteus-like-Syndrom mit eingeschlossen. Klinisch ist das PHTS gekennzeichnet durch einen großen Kopfumfang (Makrozephalie), zahlreiche Polypen im Magen-Darm-Trakt, gutartige Fettgewebstumore, Gefäßfehlbildungen und mentale Retardierung/Störungen aus dem autistischen Formenkreis. Daneben besteht ein erhöhtes Risiko für zahlreiche bösartige Erkrankungen wie Brust- und Gebärmutterschleimhautkrebs, Darm-, Nieren-, Haut- und Schilddrüsenkrebs.
Wie wird die Diagnose PTEN-Hamartom-Tumor-Syndrom gestellt?
Für die verschiedenen Erkrankungen innerhalb des PHTS gibt es einzelne Diagnosekriterien bzw. auf das Syndrom hinweisende Befunde.
Klinische Diagnose: Cowden-Syndrom (Erwachsene)
Für das CS spezifische Kriterien:
Major-Kriterien
Minor-Kriterien
Stellen der Diagnose
Die klinische Diagnose eines CS kann gestellt werden, sobald eines der folgenden Kriterien erfüllt ist:
Bei CS in der Familie kann die klinische Diagnose gestellt werden, sobald eines der folgenden Kriterien erfüllt ist:
Klinische Diagnose: Cowden-Syndrom (Kinder)
Makrozephalie und mindestens einer der folgenden Befunde:
Klinische Diagnose: Bannayan-Riley-Ruvalcaba-Syndrom
Bisher gibt es keine einheitlichen Diagnosekriterien. Der Verdacht auf das Vorliegen eines BRRS besteht bei folgenden Befunden:
Klinische Diagnose: PTEN-assoziiertes Proteus-Syndrom
Der Verdacht auf das Vorliegen eines PS besteht bei folgenden Befunden:
Genetische Diagnostik
Die Diagnose „PTEN-Hamartom-Tumor-Syndrom“ gilt als gesichert bei einer nachgewiesenen Mutation, also genetischen Veränderung im PTEN-Gen.
Wie hoch ist das Krebsrisiko?
Cowden-Syndrom (CS)
Patienten mit einem Cowden-Syndrom haben ein erhöhtes Risiko für gutartige und bösartige Tumore der Schilddrüse, der Brust und der Gebärmutterschleimhaut. Durch die häufig auftretenden Polypen im Magen-Darm-Trakt besteht außerdem ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs. Auch Nierenkrebs kann im Rahmen eines CS vorkommen.
Tumorrisiko
Neben dem erhöhten Tumorrisiko ist das Cowden-Syndrom charakterisiert durch Auffälligkeiten an der Haut und den Schleimhäuten. Etwa ab dem 30. Lebensjahr weisen nahezu alle Patienten diese Auffälligkeiten (Trichilemmome, Papillome, Verhornungsstörungen) auf.
Auffällig bei Patienten mit CS ist darüber hinaus ein großer Kopf mit einem Kopfumfang oberhalb der 97. Perzentile (Makrozephalie) und eine lange, schmale Kopfform (Langschädel).
Bannayan-Riley-Ruvalcaba-Syndrom (BRRS)
Das Risiko für bösartige Tumore ist vergleichbar mit dem des Cowden-Syndroms. Darüber hinaus ist das BRRS durch folgende klinische Zeichen gekennzeichnet:
PTEN-assoziiertes Proteus-Syndrom
Das PS ist mit verschiedenen Tumoren assoziiert. Darüber hinaus ist es charakterisiert durch ein ungleichmäßiges übermäßiges Wachstum verschiedener Gewebe, am häufigsten sind Skelett, Haut, Fett und zentrales Nervensystem betroffen. Bei Geburt bestehen in der Regel keine Auffälligkeiten, das übermäßige Wachstum beginnt meist im Kleinkindalter. Typische klinische Zeichen sind außerdem Erkrankungen der Lunge, ein erhöhtes Risiko für Venenthrombosen und Lungenembolien.
Wodurch entsteht das PTEN-Hamartom-Tumor-Syndrom?
Das PTEN-Hamartom-Tumor-Syndrom beruht auf Mutationen, also genetischen Veränderungen des PTEN-Gens. Dieses Gen kodiert für das PTEN-Protein, welches an der Signalübertragung zwischen den Zellen unseres Körpers beteiligt ist. Dabei wird durch die Aktivität des PTEN-Proteins bei bestimmen Zellen gezielt der Zelltod eingeleitet, wodurch die Vermehrung der Zellen in unserem Körper kontrolliert wird. Das PTEN-Protein zählt daher zu den sogenannten Tumorsuppressoren. Liegt nun das PTEN-Gen in einer veränderten Form vor, kann auch das PTEN-Protein nicht mehr korrekt als Tumorsuppressor funktionieren, es kommt zur unkontrollierten Zellvermehrung und damit zur Entstehung von Tumoren und anderen Erkrankungen.
Das PHTS kann von den Eltern an ihre Kinder weitergegeben werden. Der Erbgang ist dabei autosomal-dominant. Es besteht auch die Möglichkeit, dass die genetische Veränderung im PTEN-Gen als Spontan- oder Neumutation entsteht, man nennt das de novo Mutation.
Gibt es eine Therapie?
Die Therapie der gutartigen und bösartigen Tumore im Rahmen eines PHTS unterscheidet sich nicht von der Therapie entsprechender sporadisch auftretender Tumore.
Die Manifestationen an Haut und Schleimhäuten beim Cowden-Syndrom sind selten lebensbedrohlich. Daher wird folgende Therapie empfohlen:
Gibt es Maßnahmen zur Früherkennung von Krebserkrankungen?
Maßnahmen zur Früherkennung
PTEN
Bannayan-Riley-Ruvalcaba-Syndrom
Für das BRRS liegen derzeit keine einheitlichen Früherkennungsempfehlung vor, weshalb dazu geraten wird, nach dem gleichen Regime vorzugehen, wie beim Cowden-Syndrom. Daneben sollte ein besonderes Augenmerk auf die Komplikationen gerichtet werden, die von Polypen im Magen-Darm-Trakt ausgehen können (z.B. Blutungen, Darmverschluss).
Proteus-Syndrom / Proteus-like-Syndrom
Für das PS liegen derzeit keine einheitlichen Früherkennungsempfehlungen vor, weshalb dazu geraten wird, nach dem gleichen Regime vorzugehen, wie beim Cowden-Syndrom.
Selbstfürsorge und Selbsthilfe
Worauf sollte ich besonders achten?
Sie sollten einen Arzt aufsuchen, sobald Veränderungen an der Haut, verdickte Halslymphknoten, Knoten an der Brust, vaginale Blutungen oder Darmblutungen auftreten. Daneben sollten auch unspezifische Symptome wie Bauchschmerzen oder Muskelschwäche wahrgenommen und einem Arzt berichtet werden. Auch bei weiteren neu auftretenden Auffälligkeiten oder Beschwerden, z.B. Atemschwierigkeiten oder Schmerzen in den Beinen sollten Sie dringend einen Arzt aufsuchen.