"SAMD9-Defizienz" – was ist das?

Die SAMD9-Defizienz ist eine Erkrankung, die auf Mutationen, also genetischen Veränderungen im SAMD9-Gen beruht. Sie wird auch als MIRAGE-Syndrom bezeichnet, ein Akronym, welches sich aus den am häufigsten beobachteten Symptomen zusammensetzt: Myelodysplasie (Erkrankung des Knochenmarks), Infektion, Restriktion des Wachstums, adrenale Hypoplasie (Unterentwicklung der Nebennieren), genitale Anomalien und Enteropathie (Erkrankung des Darms). Daneben können zahlreiche weitere Auffälligkeiten in verschiedenen Organen auftreten. Häufig verläuft die Erkrankung innerhalb der ersten zehn Lebensjahre tödlich, meist aufgrund von schweren Infektionen.

Übersicht der Kapitel auf dieser Seite:

  • Wie hoch ist das Krebsrisiko?

  • Was ist über die Entstehung bekannt?

  • Gibt es eine Therapie?

  • Medizinische Maßnahmen zur Früherkennung

  • SAMD9-Defizienz – was Sie selber tun können
  • Links (z.B. von Selbst­hilfe­gruppen) und weitere Informationen
  • Wie hoch ist das Krebsrisiko?

  • Was ist über die Entstehung bekannt?

  • Gibt es eine Therapie?

  • Medizinische Maßnahmen zur Früherkennung

  • SAMD9-Defizienz – was Sie selber tun können
  • Links (z.B. von Selbsthilfegruppen) und weitere Informationen

Wie wird die Diagnose "SAMD9-Defizienz" gestellt?

Genetische Diagnostik

Die Diagnose „SAMD9-Defizienz“ wird durch den Nachweis einer Mutation, also einer genetischen Veränderung im SAMD9-Gen gesichert.

Wie hoch ist das Krebsrisiko?

Die bei einer SAMD9-Defizienz bekannte bösartige Neubildung ist das myelodysplastische Syndrom (MDS). Im Rahmen einer SAMD9-Defizienz ist das MDS eine seltenere Manifestation. Wie hoch das Risiko genau ist, an einem MDS zu erkranken, ist bisher aber nicht bekannt.

Daneben können im Rahmen einer SAMD9-Defizienz weitere Erkrankungen in verschiedenen Organsystemen auftreten.

Knochenmarkinsuffizienz oder „Myelodysplasie“

Eine Erkrankung des Knochenmarks, die mit einer fehlerhaften Produktion von Blutzellen einhergeht, ist eine der führenden Manifestationen. Dabei kann es zu Thrombozytopenien (Mangel an Blutplättchen) und/oder Anämien (Mangel an roten Blutkörperchen) kommen, die meist im Säuglingsalter auftreten, sich aber in der Regel spontan zurückbilden. Daneben kann eine milde Lymphopenie (Mangel an bestimmten Abwehrzellen) bestehen, einige Patienten entwickeln Leukopenien (Mangel an weißen Blutkörperchen).

Infektionen

Bei nahezu allen bisher diagnostizierten Patient:innen entwickelten sich schwere, teils wiederkehrende Infektionen oft in Form einer Blutvergiftung, Hirnhautentzündung oder schweren Pilzerkrankung. Auch wiederkehrende virale oder bakterielle Infektionen können auftreten. Schwere Infektionen verlaufen nicht selten bereits vor Erreichen des zweiten Lebensjahres tödlich.

Retardiertes Wachstum

Charakteristisch für Patient:innen mit SAMD9-Mutation ist ein verringertes Längenwachstum und ein niedriges Körpergewicht, das sowohl vor als auch nach der Geburt besteht. Bei einigen Patient:innen kommt es daneben zu einer intellektuellen und/oder motorischen Entwicklungsverzögerung.

Adrenale Hypoplasie

Die im Rahmen einer SAMD9-Mutation häufig beschriebene Unterentwicklung der Nebennieren (Nebennierenhypoplasie) fällt in der Regel durch eine verstärkte Pigmentierung der Haut auf. Anschließend können Zeichen des Salzverlustes mit Erbrechen, Gewichtsverlust bis hin zu Bewusstseinseintrübung eintreten, die durch die hormonellen Störungen in den Nebennieren bedingt sind. Bei allen Patient:innen, die bisher durch Ultraschall untersucht wurden, konnte eine Nebennierenhypoplasie gefunden werden.

Genitale Anomalien

Bei genetisch männlichen Patient:innen zeigte sich eine genitale Unterentwicklung in Form von einem sehr kleinen Penis, im Bauchraum lokalisierten Hoden, einer falsch mündenden Harnröhre bis hin zu einem vollständig weiblichen äußeren Genitale. Bei genetisch weiblichen Patient:innen können fehlerhaft angelegte Eierstöcke vorliegen. Die Eierstöcke können auch vollständig fehlen.

Enteropathie

Eine Erkrankung des Darms äußert sich im Rahmen einer SAMD9-Mutation durch chronische Durchfälle und eine Aufweitung des Dickdarms. Auch kann ein Reflux von Mageninhalt in die Speiseröhre bestehen.

Des Weiteren wurden ein offener Ductus arteriosus am Herzen, ein unterentwickelter oder fehlender Thymus, wiederkehrende Harnwegsinfekte und Skelettanomalien (Skoliose, Klumphand, überlappende Finger, Klumpfüße, angeborene Plattfüße) beschrieben.

SAMD9-Defizienz – was ist über die Entstehung bekannt?

Die SAMD9-Defizienz beruht auf einer Mutation, also einer genetischen Veränderung des SAMD9-Gens. Dieses Gen kodiert für das Protein SAMD9, welches als Wachstumsrepressor fungiert, also die Vermehrung der Zellen in unserem Körper hemmt. Liegt nun das SAMD9-Gen in einer veränderten Form vor, kommt es zu einer Zunahme der Aktivität des Proteins, also zu einer stärkeren Hemmung des Zellwachstums, so dass Erkrankungen mit Fehl- oder Unterentwicklung verschiedener Organe entstehen können.

In den meisten bisher bekannten Fällen handelt es sich um Neumutationen, so genannte de novo Mutationen. Darüber hinaus ist ein autosomal-dominanter Erbgang beschrieben.

Gibt es eine Therapie?

Die Behandlung von Patient:innen mit SAMD9-Defizienz sollte in Zusammenarbeit von Ärzten verschiedener Fachdisziplinen wie Pädiatrie, Hämatologie/Onkologie, Infektiologie, Endokrinologie, Genetik und ggf. weiterer erfolgen. Dabei sollte die Therapie an die jeweils vorliegende Manifestation individuell angepasst werden.

Bei Auftreten einer gestörten Blutbildung ist eine Diskussion mit der EWOG-MDS Studienleitung sinnvoll. Eine Knochenmarktransplantation kann eine Option bei Patient:innen mit MDS darstellen.

Diagnose SAMD9-Defizienz. Wie geht es weiter?

Nach der Diagnose wenden Sie sich bitte unbedingt an eine:n Spezialist:in für dieses Krebsprädispositionssyndrom. Im folgenden Abschnitt schildern wir Ihnen, ob Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung oder andere Maßnahmen erforderlich sind und wie diese erfolgen sollten. Zudem geben wir Ihnen ein paar Tipps, was Sie selber tun können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte jederzeit an uns oder Ihren behandelnden Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin.

Diagnose SAMD9-Defizienz. Wie geht es weiter?

Nach der Diagnose wenden Sie sich bitte unbedingt an eine:n Spezialist:in für dieses Krebsprädispositionssyndrom. Im folgenden Abschnitt schildern wir Ihnen, ob Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung oder andere Maßnahmen erforderlich sind und wie diese erfolgen sollten. Zudem geben wir Ihnen ein paar Tipps, was Sie selber tun können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte jederzeit an uns oder Ihren behandelnden Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin.

Medizinische Maßnahmen zur Früherkennung

Da es sich bei der SAMD9-Defizienz um eine sehr seltene Erkrankung handelt, fehlen bisher ausreichende Daten, um standardisierte Früherkennungsempfehlungen geben zu können.

Analog zu anderen Leukämieprädispositionssyndromen sollten folgende Untersuchungen regelmäßig durchgeführt werden:

  • Klinische Untersuchungen
  • Großes Blutbild jährlich
  • Knochenmarkpunktion einmal initial und dann bei instabilen Blutwerten/klinischem MDS-Verdacht
  • Eine Knochenmarkpunktion 1x pro Jahr sollte erwogen werden

SAMD9-Defizienz – was Sie selber tun können

Darauf sollten Sie achten

Sie sollten einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, sobald häufige Infektionen, vermehrte oder schlecht stillbare Blutungen (z.B. lange andauerndes oder häufiges Nasenbluten), vermehrte blaue Flecken, Abgeschlagenheit oder ein Krankheitsgefühl, Fieber, Nachtschweiß oder Blässe auffallen. Daneben sollten Sie bei zunehmender Hautpigmentierung, Erbrechen, Gewichtsverlust, weiteren Magen-Darm-Beschwerden oder Bewusstseinseintrübungen dringend bei einem Arzt oder einer Ärztin vorstellig werden. Kommt es zu weiteren neu auftretenden Symptomen oder Beschwerden, sollten diese ebenfalls möglichst rasch abgeklärt werden.

Weitere Informationen

Leider gibt es bislang keine uns bekannten Selbsthilfegruppen für Patient:innen mit SAMD9-Defizienz. Sobald uns neue Informationen zur Verfügung stehen, werden wir diese hier ergänzen. Patient:innen können sich jedoch jederzeit für das KPS-Register anmelden oder dies durch die betreuenden Ärztinnen und Ärzte vornehmen lassen.

Weitere Fragen?

Wir sind für Sie per E-Mail und telefonisch erreichbar. Zudem können Sie persönlich in unsere Sprechstunden kommen. Weitere Informationen entnehmen Sie am besten unserer Kontaktseite.