Morbus Ollier und Maffucci-Syndrom – Definition

Bei Morbus Ollier (OD, OMIM #166000) und dem Maffucci-Syndrom (MS, OMIM #614569) handelt es sich um Enchondromatosen, welche mit einer pathogenen Variante im IDH1 oder IDH 2-Gen einhergehen. Die beiden Erkrankungen unterscheiden sich durch das zusätzliche Vorhandensein von multiplen Weichteilhämangiomen oder Lymphangiomen beim Maffucci-Syndrom. Gemein ist ihnen, dass die Tendenz zur malignen Entartung zu Chondrosarkomen besteht. Außerdem weisen betroffene Patienten ein erhöhtes Risiko für die Entstehung anderer Tumoren, wie Hirntumore oder viszerale Tumore auf.

Synonyme:

Multiple Enchondromatose, Hemienchondromatose

Gen:

IDH1 und IDH2-Gen

Gen­produkte:

Isocitrat-dehydrogenase 1+2

Funktion:

Abbau von D-2-Hydroxyglutarat (D-2-HG), einem Onkometabolit, der bei vermindertem Abbau in der Zelle akkumuliert und zusammen mit anderen Risikofaktoren die Krebsentstehung fördern kann

Erb­gang:

Mosaik bei somatischer Mutation

Prävalenz:

für M. Ollier 1:100.000, Maffucci-Syndrom <200 Fälle weltweit bekannt (Stand 09/22)

Genotyp-Phänotyp-Korrelation:

unbekannt

Penetranz:

unbekannt

Übersicht der Kapitel auf dieser Seite:

  • Wie hoch ist das Krebsrisiko?

  • Was ist über die Entstehung bekannt?

  • Gibt es eine Therapie?

  • Medizinische Maßnahmen zur Früherkennung

  • Morbus Ollier und Maffucci-Syndrom – was Sie selber tun können
  • Links (z.B. von Selbst­hilfe­gruppen) und weitere Informationen
  • Klinische Präsentation

  • Besonderheiten bei der Behandlung

  • Empfehlungen zur Früherkennung bei Ihren Patient:innen

  • Weitere Informationen (z.B. Links von Selbsthilfegruppen)

Morbus Ollier und Maffucci-Syndrom – Diagnosestellung

Die Diagnose wird hauptsächlich klinisch und radiologisch gestellt. Es zeigen sich multiple (>3), asymmetrische Enchondrome, welche überwiegend in der Epiphysen Region, gefolgt von Meta- und Diaphyse lokalisiert sind. Zur Sicherung der Diagnose kann eine Biopsie der Enchondrome durchgeführt werden.
Das Maffucci-Syndrom präsentiert sich klinisch wie der Morbus Ollier, geht allerdings mit Weichteilhämangiomen und Lymphangiomen einher und kann hierdurch in der klinischen Diagnose unterschieden werden.
Zusätzlich sollte eine genetische Diagnostik auf Mutationen im IDH1 und IDH2-Gen durchgeführt werden, da diese häufig mit dem Morbus Ollier und Maffucci-Syndrom assoziiert sind.

Differentialdiagnosen

  • Multiple kartilaginäre Exostose
  • Metachondromatose
  • Spondyloenchondroplasie mit Immundysregulation
  • Kongenitale Spondyloepiphysäre Dysplasie

Klinische Präsentation

Die klinische Erscheinung geht mit typischen Symptomen für gutartige Knochentumore wie lokalisiertem Schmerz, Schwellungen, Fehlbildungen bis hin zu spontanen Knochenbrüchen einher.
Je nach Lokalisation kann dadurch auch das Längenwachstum eingeschränkt sein. Hieraus können unter anderem eine Skoliose, Beinlängendifferenz oder andere skelettale Fehlbildungen resultieren.
Bei den Enchondromen besteht die Tendenz zur malignen Entartung zum Chondrosarkom (ca. 1/3), welche häufig aber auch erst nach der vollständigen Ausreifung des Skeletts auftritt. Enchondrome der langen Röhrenknochen, vor allem der unteren Extremität, haben eher die Tendenz zu entarten, als kleinerer Knochen (Hand oder Fuß). Generell haben einzeln auftretende Enchondrome eine geringere Entartungstendenz als im Rahmen des Morbus Ollier oder Maffucci-Syndroms multipel auftretende Enchondrome.

Krebsprädisposition

  • Chondrosarkome
  • Hirntumore (v.a. Gliome)
  • Viszerale Tumore
  • maligne Gefäßmalformationen (v.a. beim Maffucci-Syndrom)
  • juvenile Granulosazelltumore
  • Ovarial-Karzinom

Besonderheiten bei der Behandlung

Die aktuell einzige Therapie besteht in der chirurgischen Entfernung von symptomatischen Enchondromen, welche allerdings häufig rezidivierend sind. Bei asymptomatischen Enchondromen besteht keine Indikation zur chirurgischen Intervention. Eine medikamentöse Therapie ist bis jetzt noch nicht bekannt.

Diagnose Morbus Ollier und Maffucci-Syndrom. Wie geht es weiter?

Nach der Diagnose ist es ratsam, die Weiterbehandlung von betroffenen Patient:innen durch eine:n Spezialist:in für dieses Krebsprädispositionssyndrom durchführen zu lassen. Im folgenden Abschnitt schildern wir Ihnen, ob Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung oder andere Maßnahmen erforderlich sind und wie diese erfolgen sollten. Zudem finden Sie am Ende dieser Seite noch ein paar weiterführende Informationen wie z.B. die Links von Selbsthilfegruppen.

Diagnose Morbus Ollier und Maffucci-Syndrom. Wie geht es weiter?

Nach der Diagnose ist es ratsam, die Weiterbehandlung von betroffenen Patient:innen durch eine:n Spezialist:in für dieses Krebsprädispositionssyndrom durchführen zu lassen. Im folgenden Abschnitt schildern wir Ihnen, ob Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung oder andere Maßnahmen erforderlich sind und wie diese erfolgen sollten. Zudem finden Sie am Ende dieser Seite noch ein paar weiterführende Informationen wie z.B. die Links von Selbsthilfegruppen.

Empfehlungen zur Früherkennung bei Ihren Patient:innen

Auf Grund der geringen Datenlage gibt es zum aktuellen Zeitpunkt noch keine evidenzbasierten Leitlinien zur Krebsfrüherkennung bei OD oder MS.
Empfohlen wird derzeit:

  • Ganzkörper-MRT bei Diagnosestellung zur Darstellung aller Läsionen und betroffener Knochen, sowie Screening auf das Vorhandensein von Gefäßanomalien
  • Messung der D-2-Hydroxyglutaratsäure im Urin nach Diagnosestellung
  • Genetische Diagnostik auf pathogene Varianten im IDH1 und IDH2-Gen, sowie Beurteilung des DNA Mosaiks
  • Röntgen-Kontrolle bekannter Läsionen alle 2-3 Jahre, bei Lokalisationen wie Becken oder Schulterblatt oder einer Größe über 5-6cm kann alternativ eine MRT erwogen werden
  • Jährlich gründliche klinische Untersuchung und Beratung, ggf. angepasstes
  • Zeitintervall je nach Symptomlast
  • Ab 25 Jahren wird zusätzlich eine Ganzkörper-MRT für alle Betroffenen empfohlen (entspricht medianem Erkrankungsalter von malignen Erkrankungen bei Morbus Ollier), welche abhängig vom Befund jährlich wiederholt werden kann

Morbus Ollier und Maffucci-Syndrom – weitere Informationen

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