POLE-Mutation – Definition
Das POLE Gen kodiert die katalytische Untereinheit der DNA-Polymerase-Epsilon. Das Enzym ist an der DNA-Reparatur und chromosomalen DNA-Replikation beteiligt. Mutationen in diesem Gen wurden mit einem erhöhten Risiko für das kolorektale Karzinom 12 (CRC12), Endometriumkarzinom sowie für andere Krebsarten assoziiert. In vereinzelten Fällen ist die POLE-Mutation ursächlich für das FILS Syndrom sowie das IMAGE Syndrom.
Synonyme:
POLE1
Gen:
POLE
Genprodukte:
POLE
Funktion:
DNA Reparatur und chromosomale DNA Replikation
Erbgang:
autosomal-dominant
Prävalenz:
Gegenstand der aktuellen Forschung
Genotyp-Phänotyp-Korrelation:
Gegenstand der aktuellen Forschung
Penetranz:
Gegenstand der aktuellen Forschung
POLE-Mutation – Diagnosestellung
Die Diagnose wird durch den genetischen Nachweis einer POLE-Mutation gestellt. Im Falle einer Häufung an POLE Mutation assoziierten Tumoren innerhalb der Familie, ist ein genetischer Test auf eine POLE-Mutation empfehlenswert. Außerdem sollte Familienmitgliedern von POLE-Mutationsträger:innen ebenfalls ein genetischer Test auf Grund der Krebsgefahr empfohlen werden.
Differentialdiagnosen
Es gibt einige andere genetische Mutationen, welche mit einem erhöhten Risiko für ein kolorektales Karzinom einhergehen.
Genmutationen/Erkrankungen welche differentialdiagnostisch mitbedacht werden sollten:
- HNPCC / Lynch-Syndrom
- Familiäre adenomatöse Polyposis (FAP)
- MUTYH-assoziierte Polyposis (MAP)
Klinische Präsentation
POLE Patienten haben ein erhöhtes Risiko für folgende Krebsarten:
POLE-bezogene Anfälligkeit für CRC (OMIM 615083)
Personen mit heterozygoten Keimbahnmutationen im POLE Gen haben ein erhöhtes Risiko für CRC. Die Erkrankung namens „Colorectalcancer 12“ ist durch eine Veranlagung zur Entwicklung von kolorektalen Adenomen und Karzinomen gekennzeichnet. Diese Personen können sich mit wenigen bis zahlreichen Polypen präsentieren. Alter der Erstdiagnose sind durchschnittlich 40 Jahre.
Polymerase Proofreading-assoziierte Polyposis (PPAP)
Die PPAP äußert sich in einem familiär gehäuften Auftreten von mehreren Adenomen und Dickdarmkrebs-Erkrankungen und basiert auf pathogenen Keimbahnvarianten in den Genen POLE oder POLD1 die für die DNA-Polymerase Epsilon (Pol E) bzw. Delta (Pole D) kodieren.
Endometrium- und Ovarialkarzinom
Es wird angenommen, dass bei 7-12% der Endometriumkarzinome POLE-Mutationsträger:innen vorgefunden werden.
Studienergebnisse zufolge geht man davon aus, dass die POLD1-Mutation aktiv an der Pathogenese des endometrioiden Adenokarzinoms am Ovar beteiligt sein könnte, aber möglicherweise nicht aktiv an anderen Subtypen des Ovarialkarzinoms beteiligt ist.
Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC)
Die POLE-Mutation ist für einen ungewöhnlichen Phänotyp bei nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom verantwortlich.
Andere Krebserkrankungen, welche wahrscheinlich zum POLE Spektrum gehören, jedoch noch weiter erforscht werden müssen:
- Bösartiger solider Tumor
- Urothelkarzinom
- Basalzellkarzinom
- Speicheldrüsencarcinom
- Plattenepithelkarzinom des Penis
- Blasenkarzinom
- Kopf- und Nackenkarzinom
- Magenkarzinom
- Non-Hodgkin-Lymphom
- Nicht-klarzelliges Nierenzellkarzinom
- Seröses Adenokarzinom des Endometriums
- Diffuses großes B-Zell-Lymphom
- Lymphom
- Reifes T-Zell und NK-Zell Non-Hodgkin Lymphom
- Adnexales Karzinom
- B-Zell Non-Hodgkin Lymphom
Mantelzell-Lymphom
In einigen Studien sah man außerdem, dass die POLE–Mutation verantwortlich für das FILS Syndrom ist. Dieses äußert sich in Gesichtsdysmorphismus, Immunschwäche, Livedo und kurze Statur. Außerdem tritt bei vereinzelten POLE Mutationsträger:innen das IMAGE Syndrom auf, welches durch intrauterine Wachstumsverzögerung, metaphysäre Dysplasie mit verkürzten Gliedmaßen, kongenitale adrenale Hypoplasie und Genitalanomalien gekennzeichnet ist.
Besonderheiten bei der Behandlung
Die Behandlung sollte durch ein professionelles, multidisziplinäres Team erfolgen.
Studien zeigen, dass das Vorliegen der POLE Mutation eine bessere Prognose zu ergeben scheint und daher Behandlungsentscheidungen direkt beeinflussen könnte. Aktuell werden bei POLE-Mutation assoziierten Krebsarten Immuntherapien erforscht, welche einen großen Erfolg zu haben scheinen.
Wichtig sind vor allem die unten aufgeführten von Experten zusammengestellten Früherkennungsuntersuchungen, um Tumore rechtzeitig zu erkennen und diese erfolgreich zu behandeln.
Diagnose POLE-Mutation. Wie geht es weiter?
Nach der Diagnose ist es ratsam, die Weiterbehandlung von betroffenen Patient:innen durch eine:n Spezialist:in für dieses Krebsprädispositionssyndrom durchführen zu lassen. Im folgenden Abschnitt schildern wir Ihnen, ob Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung oder andere Maßnahmen erforderlich sind und wie diese erfolgen sollten. Zudem finden Sie am Ende dieser Seite noch ein paar weiterführende Informationen wie z.B. die Links von Selbsthilfegruppen.
Diagnose POLE-Mutation. Wie geht es weiter?
Nach der Diagnose ist es ratsam, die Weiterbehandlung von betroffenen Patient:innen durch eine:n Spezialist:in für dieses Krebsprädispositionssyndrom durchführen zu lassen. Im folgenden Abschnitt schildern wir Ihnen, ob Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung oder andere Maßnahmen erforderlich sind und wie diese erfolgen sollten. Zudem finden Sie am Ende dieser Seite noch ein paar weiterführende Informationen wie z.B. die Links von Selbsthilfegruppen.
Empfehlungen zur Früherkennung bei Ihren Patient:innen
Es sind noch weitere Forschungen hinsichtlich der unterschiedlichen Phänotypen von POLE Mutationsträger:innen erforderlich, um standardisierte Überwachungsempfehlungen zu erstellen. Hier sind jedoch folgende Früherkennungsempfehlungen in Anlehnung an die HNPCC-Empfehlungen:
- Koloskopien alle 1–2 Jahre: erstmals im 15. Lebensjahr, bei unauffälligem Befund dann ab dem 20. Lebensjahr jährlich
- Jährliche Abdomen-Sonographie (Ultraschall-Untersuchung des Bauchraums)
- Jährliche körperliche Untersuchung
- Gastroduodenoskopien alle 3 Jahre, beginnend im Alter von 20 bis 25. Bei Nachweis von Adenomen mind. jährliche Kontrollen
- Für Frauen: Endometriumkarzinom-Screening (transvaginaler Ultraschall und Endometriumbiopsie ) ab 35-40 Jahren für POLD1-Träger:innen
Da das Krankheitsbild erst seit kurzem bekannt und deshalb noch nicht abschließend erforscht ist, handelt es sich um vorläufige Empfehlungen, die sich in den kommenden Jahren ändern können.
POLE-Mutation – weitere Informationen
Weitere Informationen
Leider gibt es bislang keine uns bekannten Selbsthilfegruppen für Patient:innen mit der POLE-Mutation. Sobald uns neue Informationen zur Verfügung stehen, werden wir diese hier ergänzen.