PAX5-Defizienz – Definition
Die PAX5-Defizienz oder Prädisposition für ALL 3 (OMIM #615545) ist eine genetische Erkrankung, die auf pathogene Varianten im PAX5-Gen beruht. Bei den Betroffenen besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer B-ALL. Andere hämatologische Erkrankungen oder solide Tumoren wurden bisher nicht beschrieben.
Synonyme:
Prädisposition für ALL 3
Gen:
PAX5
Genprodukte:
PAX5 (paired box protein 5)
Funktion:
Transkriptionsfaktor, der die Differenzierung von B-Zellen reguliert
Erbgang:
autosomal-dominant
Prävalenz:
unbekannt
Genotyp-Phänotyp-Korrelation:
Bei allen bisher bekannten Leukämie-Patientinnen und -Patienten, die Träger einer pathogenen PAX5-Variante sind, wurde die Missense-Mutation p.G183S gefunden. Aber auch bei phänotypisch gesunden Personen mit pathogener PAX5-Variante konnte die Missense-Mutation nachgewiesen werden. Es liegt eine reduzierte transkriptionale Aktivität vor, so dass das Vorliegen einer partialen loss-of-function vermutet wird.
Penetranz:
inkomplett
PAX5-Defizienz – Diagnosestellung

Klinische Diagnostik
Bei familiär gehäuft auftretenden akuten lymphoblastischen B-Zell-Leukämien (B-ALL) sowie bei genetisch diagnostizierter somatischer 9p-Deletion im Rahmen einer ALL-Diagnostik , sollte an eine pathogene PAX5-Variante gedacht und dahingehend genetisch getestet werden.
Genetische Diagnostik
Die Diagnose „PAX5-Defizienz“ wird gesichert durch den Nachweis einer pathogenen Keimbahnvariante des PAX5-Gens durch eine Einzelgenanalyse oder durch den Einsatz von Panel-Untersuchungen, in denen mehrere Gene erfasst werden.
Differentialdiagnosen
- B-ALL mit einer anderen zugrunde liegenden pathogenen Variante
Klinische Präsentation

Die einzige bisher beschriebene klinische Manifestation einer pathogenen PAX5-Variante ist eine akute lymphoblastische B-Zell-Leukämie oder pre-B-ALL. Dabei wurde bei allen Patientinnen und Patienten die Leukämie-Diagnose in der Kindheit gestellt, was vermuten lässt, dass das Risiko für die Entwicklung einer B-ALL nach der ersten Lebensdekade deutlich abnimmt.
Die PAX5-Defizienz zeigt eine inkomplette Penetranz, das heißt Trägerinnen und Träger einer PAX5-Variante können phänotypisch gesund, also nicht an einer B-ALL erkrankt sein.
Andere hämatologische Neoplasien oder solide Tumoren wurden im Zusammenhang mit pathogenen PAX5-Varianten bisher nicht beobachtet.
Besonderheiten bei der Behandlung

Die Therapie einer B-ALL bei Betroffenen mit einer pathogenen PAX5-Variante sollte eingehend mit der entsprechenden Studienzentrale diskutiert werden.
Bei einer geplanten Stammzell-Transplantation mit einem HLA-kompatiblen Geschwisterkind als Donor, sollte bei diesem zuvor eine pathogene PAX5-Variantenanalyse durchgeführt werden, um auszuschließen, dass es okkulter Träger des gleichen genetischen Syndroms ist.
Diagnose PAX5-Defizienz. Wie geht es weiter?
Nach der Diagnose ist es ratsam, die Weiterbehandlung von Betroffenen durch eine Spezialistin bzw. einen Spezialisten für dieses Krebsprädispositionssyndrom durchführen zu lassen. Im folgenden Abschnitt schildern wir Ihnen, ob Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung oder andere Maßnahmen erforderlich sind und wie diese erfolgen sollten. Zudem finden Sie am Ende dieser Seite noch ein paar weiterführende Informationen wie z.B. die Links von Selbsthilfegruppen.
Diagnose PAX5-Defizienz. Wie geht es weiter?
Nach der Diagnose ist es ratsam, die Weiterbehandlung von Betroffenen durch eine Spezialistin bzw. einen Spezialisten für dieses Krebsprädispositionssyndrom durchführen zu lassen. Im folgenden Abschnitt schildern wir Ihnen, ob Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung oder andere Maßnahmen erforderlich sind und wie diese erfolgen sollten. Zudem finden Sie am Ende dieser Seite noch ein paar weiterführende Informationen wie z.B. die Links von Selbsthilfegruppen.
Empfehlungen zur Früherkennung

Da es sich bei der PAX5-Defizienz um eine sehr seltene Erkrankung handelt, fehlen bisher ausreichende Daten, um standardisierte Früherkennungsempfehlungen geben zu können.
Analog zu anderen Leukämieprädispositionssyndromen sollten folgende Untersuchungen regelmäßig durchgeführt werden:
- Klinische Untersuchungen
- Großes Blutbild jährlich
- Knochenmarkpunktion nur bei instabilen Blutwerten/klinischem Leukämieverdacht
PAX5-Defizienz – weitere Informationen
Offene klinische Studien / Register
Weitere Informationen
Leider gibt es bislang keine uns bekannten Selbsthilfegruppen für Betroffene mit PAX5-Defizienz. Sobald uns hier neue Informationen zur Verfügung stehen, werden wir diese ergänzen.