BAP1-abhängiges Tumorprädispositionssyndrom – Definition

Das BAP1-abhängige Tumorprädispositionssyndrom (OMIM; 614327) beschreibt ein Krebsprädispositionssyndrom, in dessen Rahmen es zu einer Vielzahl an malignen Neubildungen kommen kann. Zu diesen Neoplasien gehören u.a. uveale und maligne Melanome, maligne Mesotheliome und Nierenzellkarzinome.

Synonyme:

BAP1-TPDS

Gen:

BAP1 = BRCA1-associated protein-1

Gen­produkt:

Reparaturproteine

Funktion:

Tumorsupressorgen

Erb­gang:

autosomal-dominant

Prävalenz:

Gegenstand der aktuellen Forschung

Genotyp-Phänotyp-Korrelation:

Gegenstand der aktuellen Forschung

Penetranz:

Gegenstand der aktuellen Forschung

Übersicht der Kapitel auf dieser Seite:

  • Wie hoch ist das Krebsrisiko?

  • Was ist über die Entstehung bekannt?

  • Gibt es eine Therapie?

  • Medizinische Maßnahmen zur Früherkennung

  • BAP1-abhängiges Tumorprädispositionssyndrom – was Sie selber tun können
  • Links (z.B. von Selbst­hilfe­gruppen) und weitere Informationen
  • Klinische Präsentation

  • Besonderheiten bei der Behandlung

  • Empfehlungen zur Früherkennung

  • Weitere Informationen (z.B. Links von Selbsthilfegruppen)

BAP1-abhängiges Tumorprädispositionssyndrom – Diagnosestellung

Die Diagnose wird durch den genetischen Nachweis einer pathogenen Variante im BAP1-Gen gestellt. Im Falle einer Häufung an BAP1-TPDS-assoziierten Tumoren innerhalb der Familie ist ein genetischer Test auf eine pathogene BAP1-Variante empfehlenswert. Außerdem sollte Familienmitgliedern von Trägerinnen und Trägern der pathogenen Variante von BAP1 ebenfalls ein genetischer Test auf Grund der hohen Krebsgefahr empfohlen werden.

Differentialdiagnosen

Es gibt einige andere pathogene Varianten, welche mit einem erhöhten Risiko für ein uveales oder malignes Melanom, Pleuramesotheliom oder Nierenzellkarzinom assoziiert sind. Jedoch ist keine genetische, pathogene Variante bekannt, welche mit einem erhöhten Risiko für die Kombination aller Krebserkrankung wie beim BAP1-TPDS assoziiert ist.
Pathogene Genvarianten für die jeweilige Krebserkrankung, welche differentialdiagnostisch mitbedacht werden sollten:

  • Uveales Melanom:
    • Pathogene Variante BRCA2
  • Malignes Melanom:
    • Pathogene Variante CDKN2A
    • Pathogene Variante CDK4
    • Pathogene Variante MC1R
    • Pathogene Variante MITF
  • Familiäres Nierenzellkarzinom:
    • Von Hippel-Lindau Syndrom: pathogene Variante VHL
    • Translokation Chromosom 3
    • Hereditäres Phäochromozytom-Paragangliom-Syndrom:
      pathogene Varianten SDHA, SDHB, SDHC, SDHD, SDHAF2, MAX

Klinische Präsentation

BAP1-TPDS-Betroffene zeichnen sich durch das gehäufte Auftreten von einer Vielzahl an Tumoren aus:

Das uveale Melanom ist die häufigste Krebserkrankung unter den BAP1-TPDS-Betroffenen (bei 31% aller Trägerinnen und Trägern der pathogenen Variante von BAP1 diagnostiziert). Laut wissenschaftlicher Studien wird davon ausgegangen, dass das uveale Melanom bei Trägerinnen und Trägern der pathogenen Variante von BAP1 aggressiver verläuft als bei der restlichen Bevölkerung.

Das maligne Mesotheliom ist die zweithäufigste Krebserkrankung bei Trägerinnen und Trägern der pathogenen Variante von BAP1. Generell tritt das Pleuramesotheliom zu 80% auf im Gegensatz zum Peritonealmesotheliom. Bei Betroffenen der pathogenen Variante von BAP1 jedoch ist das Verhältnis von Peritoneal zu Pleuramesotheliom höher. Im Gegensatz zu den anderen Krebsarten wie dem uvealen und malignem Melanom oder dem Nierenzellkarzinom, geht man auf Grund von zahlreichen Studien davon aus, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit bei dem malignem Mesotheliom länger sein könnte.

Das maligne Melanom tritt bei 13% der BAP1-TPDS-Betroffenen auf und ist somit der dritthäufigste Tumor. Auch hier ist das mittlere Erkrankungsalter bei Trägerinnen und der Trägern der pathogenen Variante BAP1 früher als bei der restlichen Bevölkerung (46 Jahre vs. 58 Jahre).

Das Nierenzellkarzinom gehört ebenso zu den BAP1-TPDS-assoziierten Krebserkrankungen. Das mittlere Erkrankungsalter bei BAP1-TPDS-Betroffenen liegt bei 47 Jahren, bei Nicht-Trägerinnen und -Trägern der pathogenen Variante hingegen bei 64 Jahren.

Das Basalzellkarzinom gehört ebenso zum Tumorspektrum des BAP1-Tumorprädispositionssyndroms. Hier liegt das mittlere Erkrankungsalter der Trägerinnen und Träger der pathogenen Variante bei ca. 50 Jahren.

Andere Krebserkrankungen, welche wahrscheinlich zum BAP1-TPDS-Spektrum gehören, jedoch noch nicht endgültig nachgewiesen worden sind:
Mammakarzinom, Cholangiokarzinom, Meningiom, neuroendokrine Tumore, nicht-kleinzellige Adenokarzinome der Lunge, Schilddrüsenkarzinom

Besonderheiten bei der Behandlung

Die Behandlung des BAP1-TPDS erfolgt vor allem symptomatisch und sollte durch ein professionelles, multidisziplinäres Team erfolgen.
Studien zeigen, dass gewisse Krebserkrankungen bei Trägerinnen und Trägern der pathogenen Variante im BAP1-Gen ein aggressiveres Verhalten zeigen, wohingegen das Pleuramesotheliom weniger aggressiv als bei Nicht-Betroffenen zu sein scheint. Bei aggressiveren Tumoren ist dementsprechend eine stärkere Therapie empfehlenswert. Wichtig sind vor allem die unten aufgeführten von Expertinnen und Experten zusammengestellten Früherkennungsuntersuchungen, um Tumore rechtzeitig zu erkennen und diese erfolgreich zu behandeln.

Präventive Maßnahmen

  • Uveales Melanom:
    • Lichtbogenschweißen sollte vermieden werden, da es mit einem erhöhten Risiko für ein UM einhergeht
    • Sonnengläser mit hohem UVA- und UVB-Schutz könnten das Krebsrisiko senken
  • Pleuramesotheliom:
    • Asbestexposition und Zigarettenrauchen sollte vermieden werden
  • Malignes Melanom:
    • Sonnenlichteinstrahlung reduzieren
    • Sonnenschutz und Schutzkleidung bei UV-Exposition tragen
    • Regelmäßige hautärztliche Untersuchung

Diagnose BAP1-abhängiges Tumorprädispositionssyndrom. Wie geht es weiter?

Nach der Diagnose ist es ratsam, die Weiterbehandlung von Betroffenen durch eine Spezialistin bzw. einen Spezialisten für dieses Krebsprädispositionssyndrom durchführen zu lassen. Im folgenden Abschnitt schildern wir Ihnen, ob Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung oder andere Maßnahmen erforderlich sind und wie diese erfolgen sollten. Zudem finden Sie am Ende dieser Seite noch ein paar weiterführende Informationen wie z.B. die Links von Selbsthilfegruppen.

Diagnose BAP1-abhängiges Tumorprädispositionssyndrom. Wie geht es weiter?

Nach der Diagnose ist es ratsam, die Weiterbehandlung von Betroffenen durch eine Spezialistin bzw. einen Spezialisten für dieses Krebsprädispositionssyndrom durchführen zu lassen. Im folgenden Abschnitt schildern wir Ihnen, ob Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung oder andere Maßnahmen erforderlich sind und wie diese erfolgen sollten. Zudem finden Sie am Ende dieser Seite noch ein paar weiterführende Informationen wie z.B. die Links von Selbsthilfegruppen.

Empfehlungen zur Früherkennung

Uveales Melanom

  • Jährliche Augenuntersuchungen und ophtalmologische Bildgebung durch einen aufs Auge spezialisierten Onkologen → ab 11 J.
  • Falls ein uveales Melanom diagnostiziert wurde, sollte die Früherkennung engmaschiger nach dem Protokollschema für systemischer Metastasierung bei Hochrisikopatientinnen und-patienten erfolgen (z.B. Bildgebung der Leber alle 3-6 Monate, Bildgebung der Lunge alle 6-12 Monate)

Malignes Mesotheliom

  • Jährliche körperliche Untersuchungen werden empfohlen

Malignes Melanom, Basalzellkarzinom und atypischer Spitztumor

  • Jährliche dermatologische Ganzkörperuntersuchung → ab 20 J.
  • Selbstuntersuchung der Haut nach dem ABCD-Schema → Charakteristische Merkmale eine Melanoms beachten
  • Sonnenschutz benutzen
  • Falls ein typischer Spitz-Tumor gefunden wurde, sollte eine genetische Testung auf eine pathogene Variante BRAF und eine Immunfärbung des BAP1-Gens erfolgen

Nierenzellkarzinom

  • Das Nieren-Screening-Protokoll für das von Hippel-Lindau (VHL) Syndrom (jährlicher abdominaler Ultraschall)

BAP1-abhängiges Tumorprädispositionssyndrom – weitere Informationen

Offene klinische Studien / Register

Weitere Informationen

Leider gibt es bislang keine uns bekannten Selbsthilfegruppen für Patientinnen und Patienten mit dem BAP1-TPDS. Sobald uns neue Informationen zur Verfügung stehen, werden wir diese hier ergänzen.