Multiple endokrine Neoplasie Typ 4 – Definition
Die multiple endokrine Neoplasie Typ 4 (MEN4, OMIM #610755) ist eine genetische Erkrankung, die durch Mutationen im CDKN1B-Gen verursacht wird. Sie prädisponiert für Nebenschilddrüsenadenome mit primärem Hyperparathyreoidismus (PHPT) sowie Tumore der Adenohypophyse (anterior pituitary neuroendocrine tumors, PitNET) und ähnelt damit dem klinischen Bild der MEN1. Daneben können renale Angiomyolipome, neuroendokrine Tumore des gastro-entero-pankreatischen Traktes, Tumore des Uterus, der Nebennieren und der Schilddrüse auftreten.
Synonyme:
CDKN1B related MEN
Gen:
CDKN1B
Genprodukte:
p27kip1
Funktion:
Der Cyclin-abhängige Kinase-Inhibitor 1B spielt eine wichtige Rolle bei der Blockade des Zellzyklus.
Erbgang:
autosomal-dominant
Prävalenz:
sehr selten, genaue Zahlen unbekannt
Genotyp-Phänotyp-Korrelation:
Bisher wurden 13 verschiedene Mutationen gefunden, eine eindeutige Genotyp-Phänotyp-Korrelation ist bisher nicht bekannt.
Penetranz:
100% für PHPT
Multiple endokrine Neoplasie Typ 4 – Diagnosestellung
Genetische Diagnostik
Die genetische Diagnostik hinsichtlich einer Mutation des CDKN1B-Gens ist indiziert bei allen Personen mit PHPT, bei denen keine MEN1-Mutation gefunden wurde.
Differentialdiagnosen
- Multiple endokrine Neoplasie Typ 1
Klinische Präsentation
Das klinische Bild der MEN4 ähnelt dem der MEN1. Es kommt vorwiegend zu Nebenschilddrüsenadenomen mit PHPT sowie neuroendokrinen Tumoren der Adenohypophyse (PitNET), die somatotroph, kortikotroph oder nicht-funktional sein können. Daneben wurden renale Angiomyolipome, Bronchuskarzinoide und gastro-entero-pankreatische neuroendokrine Tumore beschrieben sowie Tumore des Uterus, der Nebennieren und der Schilddrüse.
Die früheste Erstmanifestation war eine Akromegalie bei einem Patienten im Alter von 30 Jahren.
Medulläre Schilddrüsenkarzinome und Phäochromozytome, Tumore aus dem Spektrum der MEN2, kommen bei der MEN4 nicht vor.
Besonderheiten bei der Behandlung
Die Behandlung der einzelnen Erkrankungen ist analog zur Therapie im Rahmen einer MEN1.
Diagnose Multiple endokrine Neoplasie Typ 4. Wie geht es weiter?
Nach der Diagnose ist es ratsam, die Weiterbehandlung von betroffenen Patient:innen durch eine:n Spezialist:in für dieses Krebsprädispositionssyndrom durchführen zu lassen. Im folgenden Abschnitt schildern wir Ihnen, ob Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung oder andere Maßnahmen erforderlich sind und wie diese erfolgen sollten. Zudem finden Sie am Ende dieser Seite noch ein paar weiterführende Informationen wie z.B. die Links von Selbsthilfegruppen.
Diagnose Multiple endokrine Neoplasie Typ 4. Wie geht es weiter?
Nach der Diagnose ist es ratsam, die Weiterbehandlung von betroffenen Patient:innen durch eine:n Spezialist:in für dieses Krebsprädispositionssyndrom durchführen zu lassen. Im folgenden Abschnitt schildern wir Ihnen, ob Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung oder andere Maßnahmen erforderlich sind und wie diese erfolgen sollten. Zudem finden Sie am Ende dieser Seite noch ein paar weiterführende Informationen wie z.B. die Links von Selbsthilfegruppen.
Empfehlungen zur Früherkennung bei Ihren Patient:innen
Aufgrund der geringen Patientenzahlen liegen bisher keine einheitlichen Früherkennungsempfehlungen vor. Auf Grundlage bisheriger Beobachtungen werden aktuell folgende Empfehlungen gegeben:
Regelmäßige klinische Untersuchungen ab dem Kindesalter
- GH-Exzess: Gigantismus, Akromegalie?
- Glukokortikoid-Exzess: Cushing-Syndrom?
- Anthropometrische Messungen und Auftragen der Werte in Perzentilenkurven
Labor (jährlich)
- Ab Kindesalter: Serum-Kalzium korrigiert für Serum-Albumin
- Ab Jugendalter: IGF-1
Multiple endokrine Neoplasie Typ 4 – weitere Informationen
Weitere Informationen
Leider gibt es bislang keine uns bekannten Selbsthilfegruppen für Patient:innen mit Multipler endokriner Neoplasie Typ 4. Sobald uns hier neue Informationen zur Verfügung stehen, werden wir diese ergänzen.