"ETV6-Defizienz" – was ist das?

Die ETV6-Defizienz, auch Thrombozytopenie 5 genannt, ist eine Erkrankung, die auf Mutationen, also genetischen Veränderungen im ETV6-Gen beruht. Charakteristische Merkmale sind eine verminderte Menge an Blutplättchen (Thrombozytopenie) mit oder ohne Blutungsneigung, eine Zellvergrößerung der roten Blutkörperchen (Makrozytose) sowie ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung akuter Leukämien (v.a. B-ALL), eines myelodysplastischen Syndroms (MDS, eine Erkrankung des Knochenmarks) und selten anderer Tumore.

Übersicht der Kapitel auf dieser Seite:

  • Wie hoch ist das Krebsrisiko?

  • Was ist über die Entstehung bekannt?

  • Gibt es eine Therapie?

  • Medizinische Maßnahmen zur Früherkennung

  • ETV6-Defizienz – was Sie selber tun können
  • Links (z.B. von Selbst­hilfe­gruppen) und weitere Informationen
  • Wie hoch ist das Krebsrisiko?

  • Was ist über die Entstehung bekannt?

  • Gibt es eine Therapie?

  • Medizinische Maßnahmen zur Früherkennung

  • ETV6-Defizienz – was Sie selber tun können
  • Links (z.B. von Selbsthilfegruppen) und weitere Informationen

Wie wird die Diagnose "ETV6-Defizienz" gestellt?

Verdachtsdiagnose

Bei familiär gehäuft auftretenden milden bis moderaten Thrombozytopenien sowie bei der Kombination aus Thrombozytopenie und Leukämie oder solidem Tumor, sollte an eine ETV6-Mutation gedacht und dahingehend genetisch getestet werden.

Genetische Diagnostik

Die Diagnose „ETV6-Defizienz“ wird durch den Nachweis einer Mutation, also einer genetischen Veränderung im ETV6-Gen gesichert.

Wie hoch ist das Krebsrisiko?

Etwa 25% der Patient:innen mit einer ETV6-Mutation entwickeln eine akute Leukämie oder ein MDS. Die häufigste bösartige Erkrankung des blutbildenden Systems (hämatologische Malignität) ist die pre-B-ALL (akute lymphatische Leukämie der B-Zelllinie) die bei bisherigen Beobachtungen im Durchschnitt mit 7 Jahren auftrat (Altersspanne 2-37 Jahre). Daneben wurden aber auch andere hämatologische Malignitäten beschrieben wie MDS, AML (akute myeloische Leukämie) und chronisch myelomonozytäre Leukämien (CMML).

Neben Erkrankungen des blutbildenden Systems kommen im Rahmen einer ETV6-Mutation auch andere bösartige Tumore vor. Bei einigen Patient:innen wurde von früh auftretendem Dickdarmkrebs berichtet und vereinzelt wurden Brustkrebs, ein Meningeom (ein Hirntumor), Dünndarmkrebs und Nierenkrebs beobachtet.

Zu dem erhöhten Krebsrisiko kommt eine häufig auftretende milde bis moderate Thrombozytopenie. Eine Blutungsneigung liegt nicht immer vor, meist ist sie ebenfalls mild bis moderat, nur selten besteht eine starte Blutungsneigung. Symptome sind typischerweise Nasen- und/oder Zahnfleischbluten, vermehrte blaue Flecken und verlängerte Monatsblutungen. Thrombozytopenie und Blutungsneigung können sich bereits im Säuglingsalter manifestieren.

ETV6-Defizienz – was ist über die Entstehung bekannt?

Die ETV6-Defizienz beruht auf einer Mutation, also einer genetischen Veränderung des ETV6-Gens. Dieses Gen kodiert für den sogenannten Transkriptionsfaktor ETV6, der in der Entwicklung von Blutzellen eine wichtige Rolle spielt. Liegt nun das ETV6-Gen in einer veränderten Form vor, kann auch der Transkriptionsfaktor nicht mehr korrekt funktionieren und es kommt zur Entstehung von Leukämien.

Die ETV6-Defizienz kann von den Eltern an ihre Kinder weitergegeben werden. Der Erbgang ist dabei autosomal-dominant.

Gibt es eine Therapie?

Eine milde bis moderate Thrombozytopenie ohne Blutungsneigung bedarf in der Regel keiner Behandlung. Bei einer Geburt oder größeren Operationen sollten entsprechende Blutprodukte verfügbar sein und im Fall einer stärkeren Blutung gegeben werden.

Die Therapie eines MDS oder einer Leukämie bei Patient:innen mit einer ETV6-Mutation sollte eingehend mit den entsprechenden Studienzentralen diskutiert werden.

Bei einer geplanten Stammzell-Transplantation mit einem Geschwisterkind als Spender, sollte bei diesem zuvor eine ETV6-Mutationsanalyse durchgeführt werden, um auszuschließen, dass es ein bisher unbekannter Träger des gleichen genetischen Syndroms ist.

Diagnose ETV6-Defizienz. Wie geht es weiter?

Nach der Diagnose wenden Sie sich bitte unbedingt an einen Spezialisten bzw. eine Spezialistin für dieses Krebsprädispositionssyndrom. Im folgenden Abschnitt schildern wir Ihnen, ob Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung oder andere Maßnahmen erforderlich sind und wie diese erfolgen sollten. Zudem geben wir Ihnen ein paar Tipps, was Sie selber tun können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte jederzeit an uns oder Ihren behandelnden Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin.

Diagnose ETV6-Defizienz. Wie geht es weiter?

Nach der Diagnose wenden Sie sich bitte unbedingt an einen Spezialisten bzw. eine Spezialistin für dieses Krebsprädispositionssyndrom. Im folgenden Abschnitt schildern wir Ihnen, ob Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung oder andere Maßnahmen erforderlich sind und wie diese erfolgen sollten. Zudem geben wir Ihnen ein paar Tipps, was Sie selber tun können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte jederzeit an uns oder Ihren behandelnden Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin.

Medizinische Maßnahmen zur Früherkennung

Da es sich bei der ETV6-Defizienz um eine sehr seltene und noch nicht lange bekannte Erkrankung handelt, fehlen ausreichende Daten, um standardisierte Früherkennungsempfehlungen geben zu können. Es lässt sich jedoch sagen, dass folgende Untersuchungen regelmäßig durchgeführt werden sollten:

  • Klinische Untersuchungen
  • Großes Blutbild jährlich
  • Knochenmarkpunktion nur bei instabilen Blutwerten oder klinischem Leukämieverdacht

ETV6-Defizienz – was Sie selber tun können

Darauf sollten Sie achten

Sie sollten einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, sobald vermehrte oder schlecht stillbare Blutungen (z.B. lange andauerndes oder häufiges Nasenbluten) oder vermehrte blaue Flecke auffallen. Daneben sollten Sie bei Abgeschlagenheit oder einem Krankheitsgefühl, Fieber, Nachtschweiß, Blässe, häufigen Infektionen oder Schwellungen der Lymphknoten dringend bei einem Arzt oder einer Ärztin vorstellig werden. Kommt es zu weiteren neu auftretenden Auffälligkeiten oder Beschwerden, sollten diese ebenfalls möglichst rasch abgeklärt werden.

Weitere Informationen

Leider gibt es bislang keine uns bekannten Selbsthilfegruppen für Patient:innen mit ETV6-Defizienz. Sobald uns neue Informationen zur Verfügung stehen, werden wir diese hier ergänzen. Patient:innen können sich jedoch jederzeit für das KPS-Register anmelden oder dies durch die betreuenden Ärztinnen und Ärzte vornehmen lassen.

Weitere Fragen?

Wir sind für Sie per E-Mail und telefonisch erreichbar. Zudem können Sie persönlich in unsere Sprechstunden kommen. Weitere Informationen entnehmen Sie am besten unserer Kontaktseite.