"Dyskeratosis congenita" – was ist das?

Die Dyskeratosis congenita (DC) ist eine genetische Erkrankung, die typischerweise durch Nagelveränderungen, Mundschleimhautveränderungen und Pigmentstörungen im Hals-, Brust- und Rückenbereich charakterisiert ist. Es besteht ein erhöhtes Risiko für ein voranschreitendes Versagen der Blutbildung und die Entwicklung von Krebs und Lungenveränderungen. Das Erscheinungsbild ist variabel und oftmals fehlen einige der genannten Symptome.

Übersicht der Kapitel auf dieser Seite:

  • Wie hoch ist das Krebsrisiko?

  • Was ist über die Entstehung bekannt?

  • Gibt es eine Therapie?

  • Medizinische Maßnahmen zur Früherkennung

  • Dyskeratosis congenita – was Sie selber tun können
  • Links (z.B. von Selbst­hilfe­gruppen) und weitere Informationen
  • Wie hoch ist das Krebsrisiko?

  • Was ist über die Entstehung bekannt?

  • Gibt es eine Therapie?

  • Medizinische Maßnahmen zur Früherkennung

  • Dyskeratosis congenita – was Sie selber tun können
  • Links (z.B. von Selbsthilfegruppen) und weitere Informationen

Wie wird die Diagnose "Dyskeratosis congenita" gestellt?

Klinische Präsentation

Die klassische DC Diagnose-Trias, die nicht bei allen DC-Patienten vorliegt, besteht aus:

  • Nagelveränderungen (Wachstums- und Ernährungsstörungen von Finger- und Fußnägeln)
  • Mundschleimhautveränderungen mit flächig weißlichen Belägen (orale Leukoplakie)
  • Pigmentstörungen im Hals-, Brust- und Rückenbereich

Patient:innen mit einer DC haben ein erhöhtes Risiko der Entwicklung eines voranschreitenden Knochenmarkversagens. Bösartige Erkrankungen der weißen Blutkörperchen (insbesondere das myelodysplastische Syndrom und die akute myeloische Leukämie) und bösartige Schleimhautveränderungen im Kopf- und Halsbereich und der Genitalregion kommen gehäuft vor. Die häufigste Lungenveränderung heißt pulmonale Fibrose und entspricht einer Lungengewebsveränderung. Weitere Befunde sind Pigmentveränderungen an der Haut, Augen- und Zahnveränderungen.

Klinischer Befund:

  • Voranschreitendes Knochenmarkversagen mit gestörter Blutproduktion: Thrombopenie, Leukopenie, Anämie (50% bis zum 40. Lebensjahr)
  • Lungenveränderungen, hier vor allem die pulmonale Fibrose (65%)
  • Leberveränderungen
  • Haut- und Nagelveränderungen
  • Wachstums- & Entwicklungsverzögerung (Kleinwuchs)
  • Auge: Tränenträufeln, abnormes Wimpernwachstum, beidseitige Netzhauterkrankungen
  • HNO: Flächige weißliche Mundschleimhautveränderungen (orale Leukoplakie), Taubheit (selten)
  • Herz-Kreislauf: Herzfehler und Herzmuskelerkrankungen
  • Magen-Darm-Trakt: Zum Beispiel Verengung der Speiseröhre, krankhafte Veränderungen der Schleimhaut im gesamten MDT
  • Urogenitaltrakt: Verengung der Harnröhre (Urethralstenose)
  • Bewegungs- und Stützapparat: Knochendichteminderung, Knochendurchblutungsstörung in Schulter und Hüfte
  • Psychiatrie: Schizophrenie
  • Hormonhaushalt: Funktionsstörung der Keimdrüsen (Hypogonadismus)
  • Immunologie: Infektionsabwehrschwäche

Es gibt 2 schwere Verlaufsformen der Dyskeratosis congenita, die sich – wie nachfolgend beschrieben – präsentieren:

  • Hoyeraal-Hreidarsson-Syndrom: Frühkindlicher Beginn, zusätzlich zu den klassischen DC-Merkmalen Unterentwicklung des Kleinhirns, Entwicklungsrückstand, Immunschwäche, vorgeburtliche Wachstumsverzögerung, Knochenmarkversagen
  • Révész-Syndrom: Frühkindlicher Beginn, zusätzlich zu den Merkmalen der DC beidseitige Netzhauterkrankung des Auges, Kalzifikationen im Zentralnervensystem, vorgeburtliche Wachstumsverzögerung, Knochenmarkversagen, schütteres dünnes Haar, Nagelveränderungen, Mundschleimhautveränderung

Genetische Diagnostik

Die Diagnose der DC kann bei charakteristischer klinischer Präsentation und der Bestätigung in der Laboranalyse gestellt werden. Eine kurze Lymphozyten-Telomerlänge deutet bei passenden Symptomen stark auf das Vorliegen einer DC hin. Bei einigen Patienten gelingt zudem auch der Nachweis eines Fehlers in einem der vielen DC-Gene. Hier sind aber noch nicht alle Gene bekannt.

Wie hoch ist das Krebsrisiko?

Das Risiko für eine maligne Erkrankung ist 11-fach erhöht im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung. Das Auftreten wird besonders ab der 3. Lebensdekade beobachtet.

Die häufigsten bösartigen Erkrankungen betreffen die weißen Blutzellen (Myeloische Neoplasien: Myelodysplastisches Syndrom, akute myeloische Leukämie) und Tumore des Kopf-Halsbereichs, Magendarmtraktes und Anogenitalbereichs (Plattenepithel-Karzinome und Adenokarzinome).

Dyskeratosis congenita – was ist über die Entstehung bekannt?

Die Dyskeratosis congenita ist eine Telomererkrankung. Telomere befinden sich am Ende der Chromosomen, die unsere genetischen Informationen tragen, und sind für die chromosomale Stabilität und damit für den Schutz unserer genetischen Informationen verantwortlich. Bei gestörten Telomeren können unsere Stammzellen sich nicht gut teilen. Hierdurch kommt es zu vielfältigen Symptomen.

Gibt es eine Therapie?

Die Behandlung basiert vor allem auf der möglichst frühzeitigen Diagnose von Krebsvorstufen. Die Behandlung erfolgt analog der entsprechenden Therapie-Empfehlung. Eine Androgentherapie und eine Knochenmarktransplantation können bei Knochenmarkversagen erwogen werden.

Diagnose Dyskeratosis congenita. Wie geht es weiter?

Nach der Diagnose wenden Sie sich bitte unbedingt an einen Spezialisten bzw. eine Spezialistin für dieses Krebsprädispositionssyndrom. Im folgenden Abschnitt schildern wir Ihnen, ob Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung oder andere Maßnahmen erforderlich sind und wie diese erfolgen sollten. Zudem geben wir Ihnen ein paar Tipps, was Sie selber tun können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte jederzeit an uns oder Ihren behandelnden Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin.

Diagnose Dyskeratosis congenita. Wie geht es weiter?

Nach der Diagnose wenden Sie sich bitte unbedingt an einen Spezialisten bzw. eine Spezialistin für dieses Krebsprädispositionssyndrom. Im folgenden Abschnitt schildern wir Ihnen, ob Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung oder andere Maßnahmen erforderlich sind und wie diese erfolgen sollten. Zudem geben wir Ihnen ein paar Tipps, was Sie selber tun können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte jederzeit an uns oder Ihren behandelnden Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin.

Medizinische Maßnahmen zur Früherkennung

Aus den aktuellen Guidelines der AACR (American Association of Cancer Research) von 2024 ergeben sich folgende Empfehlungen zur Früherkennung:

Hämato-Onkologie

  • Aufmerksamkeit für tumorbedingte Symptome
  • Vermeidung von ionisierender Strahlung
  • HPV Impfung
  • Gründliche Mundhygiene beachten
  • Vollständige körperliche Untersuchung ab Diagnose jährlich
  • Großes Blutbild ab Diagnose alle 6-12 Monate (oder häufiger nach individuellen Kriterien)
  • Knochenmarks-Probenentnahme und Beurteilung bei Diagnose. Ggf. jährliche Wiederholung nach individuellen Kriterien

Dermatologie

  • Konsequenten Sonnenschutz beachten
  • Haut-Kontrolluntersuchung ab 5 Jahren oder früher jährlich

HNO

  • Nasen- und Kehlkopfspiegelung ab 10 Jahren jährlich
  • Grundlegende Untersuchung des Hörstatus

Zahnarzt

  • Zahnärztliche Untersuchung ab Diagnose alle 6 Monate

Gynäkologie und Urologie

  • Basis-Untersuchung auf Fehlbildung des Harn- und Genitalsystems
  • Gynäkologische Untersuchung ab 18 Jahren bzw. ab sexueller Aktivität jährlich

Immunologie

  • Überwachung der Immunglobulin-Level entsprechend immunologischer Empfehlungen

Pulmologie

  • Lungenfunktionstestung mit regelmäßigen Routine-Kontrollen

Gastroenterologie und Ernährung

  • Jährliche Leberfunktionstestung
  • Unter Androgentherapie häufiger (Leber-Ultraschall alle 6 Monate, Funktionstestung alle 3 Monate)

Endokrinologie

  • Jährliche Kontrolle auf Diabetes, Überwachung des Wachstums

Neurologie

  • MRT-Untersuchung des Kopfes auf genetisch bedingte Fehlbildung des Kleinhirns bei Diagnose
  • frühzeitige unterstützende Therapie bei Verzögerung der  Entwicklung

Augenheilkunde

  • Jährliche augenärztliche Untersuchungen, Kontrolle und frühzeitige Maßnahmen bei Verengung des Tränengangs

Orthopädie

  • Untersuchung und Bewertung von aseptischen Knochennekrose der Hüfte und Schulter nach Symptomatik

Kardiologie

  • Basis-Untersuchung auf Fehlbildungen des Herzens

Dyskeratosis congenita – was Sie selber tun können

Darauf sollten Sie achten

  • Monatliche orale Selbstkontrolle auf Schleimhautveränderungen
  • Kanzerogene Noxen meiden (Nikotin, Alkohol)
  • Therapie entsprechend der Manifestation

Weitere Informationen

Weitere Fragen?

Wir sind für Sie per E-Mail und telefonisch erreichbar. Zudem können Sie persönlich in unsere Sprechstunden kommen. Weitere Informationen entnehmen Sie am besten unserer Kontaktseite.