"NKX2-1-Syndrom" – was ist das?

Das NKX2-1-Syndrom ist eine Erkrankung, die auf Mutationen, also genetischen Veränderungen im NKX2-1-Gen beruht. Es kann sich klinisch in unterschiedlichen Ausprägungen äußern: Bei dem Vollbild Hirn-Lunge-Schilddrüse-Syndrom sind alle drei Organe betroffen. Es können jedoch auch eine Kombination von Manifestationen in Gehirn und Schilddrüse oder auch eine isolierte Bewegungsstörung mit unwillkürlichen, irregulären und ruckartigen Bewegungen, sogenannte benigne hereditäre Chorea, auftreten.

Übersicht der Kapitel auf dieser Seite:

  • Wie hoch ist das Krebsrisiko?

  • Was ist über die Entstehung bekannt?

  • Gibt es eine Therapie?

  • Medizinische Maßnahmen zur Früherkennung

  • NKX2-1-Syndrom – was Sie selber tun können
  • Links (z.B. von Selbst­hilfe­gruppen) und weitere Informationen
  • Wie hoch ist das Krebsrisiko?

  • Was ist über die Entstehung bekannt?

  • Gibt es eine Therapie?

  • Medizinische Maßnahmen zur Früherkennung

  • NKX2-1-Syndrom – was Sie selber tun können
  • Links (z.B. von Selbsthilfegruppen) und weitere Informationen

Wie wird die Diagnose "NKX2-1-Syndrom" gestellt?

Verdachtsdiagnose

Der Verdacht auf ein NKX2-1-Syndrom besteht bei dem Vorliegen folgender Befunde:

  • In der Kindheit auftretende nicht-fortschreitende Chorea (Bewegungsstörung mit unwillkürlichen, irregulären und ruckartigen Bewegungen) mit/ohne angeborener Schilddrüsenunterfunktion oder Atemnotsyndrom
  • Angeborene Schilddrüsenunterfunktion und (später) Entwicklung neurologischer Manifestationen und/oder Störungen der Atmung

Genetische Diagnostik

Die Diagnose „NKX2-1-Syndrom“ gilt als gesichert bei einer nachgewiesenen Mutation, also genetischen Veränderung im NKX2-1-Gen.

Wie hoch ist das Krebsrisiko?

Das Risiko ist sowohl für Lungen- also auch für Schilddrüsenkrebs leicht erhöht, kann jedoch bisher nicht genau beziffert werden.

Daneben können sich im Rahmen eines NKX2-1-Syndroms weitere klinische Manifestationen unterschiedlicher Ausprägung zeigen. Es ist sowohl das Vollbild aller drei Organbeteiligungen möglich (Hirn-Lunge-Schilddrüse-Syndrom) als auch eine isolierte Manifestation nur einer oder zwei Ausprägungsformen. Bei etwa 50% der Patient:innen mit NKX2-1-Mutation liegt ein vollständiges Hirn-Lunge-Schilddrüse-Syndrom vor, 30% der Patient:innen weisen eine Beteiligung von Gehirn und Schilddrüse auf und bei 13% tritt eine isolierte Chorea auf.

Neurologische Manifestationen

Die Chorea ist gekennzeichnet durch unwillkürliche, irreguläre und ruckartige Bewegungen und tritt typischerweise im frühen Säuglingsalter, am Ende des ersten Lebensjahres oder im späten Kindes- bis frühen Jugendalter erstmals auf. Bis in das zweite Lebensjahrzehnt verläuft die Chorea fortschreitend, woraufhin sie danach meist stagniert oder sogar rückläufige Tendenzen zeigt.

Neben der Chorea sind weitere neurologische Auffälligkeiten wie Intentionstremor (Zittern bei Annäherung an ein Ziel), Störungen des Sprechens und bei der willkürlichen Mimik, Hörverlust, muskuläre Schwäche, verminderte Koordination, motorische Entwicklungsverzögerung, Muskelzuckungen, verkrampfte Körperhaltung und Störungen der Bewegungskoordination im Rahmen einer NKX2-1-Mutation beschrieben.

Störungen der Atmung

Störungen der Atmung sind nach der Chorea die zweithäufigste Manifestation im Rahmen einer NKX2-1-Mutation und werden bei etwa 50% der Patient:innen beschrieben, wobei der Ausprägungsgrad variieren kann. Folgende Erkrankungen können auftreten:

  • Atemnotsyndrom mit oder ohne Lungenhochdruck: Häufigste Manifestation in der Neugeborenenzeit
  • Neuroendokrine Zellhyperplasie (eine spezielle Form der interstitiellen Lungenerkrankung (ILD), die im Kindesalter auftritt; die ILD ist eine Erkrankungen des Lungenzwischengewebes und der Lungenbläschen): Typischerweise im Kindesalter, bessert sich mit zunehmendem Alter
  • Interstitielle Lungenerkrankung (ILD), s.o.: Auftreten zwischen 4 Monaten und 7 Jahren
  • Lungenfibrose (verstärkte Bildung von Bindegewebe in der Lunge, was den Gasaustausch behindert): Bei älteren Patient:innen

Manifestationen der Schilddrüse

Die Fehlfunktion der Schilddrüse im Rahmen eines NKX2-1-Syndroms basiert auf einer Fehlentwicklung und kann sich als angeborene Schilddrüsenunterfunktion, reduzierte oder ausbleibende Produktion der Schilddrüsenhormone oder kompensierte Schilddrüsenunterfunktion (niedrige bis normale Schilddrüsenhormone und erhöhtes TSH (Schilddrüsen-stimulierendes Hormon)) äußern. Dabei kann die Schilddrüse kleiner ausgebildet sein oder vollständig fehlen.

NKX2-1-Syndrom – was ist über die Entstehung bekannt?

Das NKX2-1-Syndrom beruht auf Mutationen, also genetischen Veränderungen des NKX2-1-Gens. Dieses Gen kodiert für das NKX2-1-Protein, welches notwendig ist für das Ablesen und Vervielfältigen der DNA, also des Erbgutes, in unserem Körper. Dabei spielt es eine besondere Rolle bei der Organentwicklung von Lunge, Schilddrüse und bestimmten Gehirnstrukturen.

Liegt nun das NKX2-1-Gen in einer veränderten Form vor, wird auch das NKX2-1-Protein nicht korrekt hergestellt und kann seine eigentliche Funktion nicht mehr erfüllen. Dies kann zu einer fehlerhaften Organentwicklung von Lunge, Schilddrüse oder Gehirn führen.

Das NKX2-1-Syndrom wurde bisher bei 50 Menschen beschrieben und es kann von den Eltern an ihre Kinder weitergegeben werden. Der Erbgang ist dabei autosomal-dominant. Auch Spontan- oder Neumutation, man nennt das de novo Mutation, sind möglich.

Gibt es eine Therapie?

Die Therapie eines NKX2-1-Syndroms sollte stets symptomorientiert und in Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen erfolgen.

Bei der Behandlung der Chorea gilt Tetrabenazin als Therapie der Wahl und Levodopa als Zweitlinientherapie. Ergänzend spielt die Physiotherapie eine wichtige Rolle bei der Behandlung.

Atemnotsyndrom, ILD und Asthma sollten wie bei Patienten ohne NKX2-1-Syndrom behandelt werden.

Die Einnahme von L-Thyroxin (Schilddrüsenhormon) ist bei einer eingeschränkten Funktion der Schilddrüse erforderlich.

Diagnose NKX2-1-Syndrom. Wie geht es weiter?

Nach der Diagnose wenden Sie sich bitte unbedingt an eine:n Spezialist:in für dieses Krebsprädispositionssyndrom. Im folgenden Abschnitt schildern wir Ihnen, ob Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung oder andere Maßnahmen erforderlich sind und wie diese erfolgen sollten. Zudem geben wir Ihnen ein paar Tipps, was Sie selber tun können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte jederzeit an uns oder Ihren behandelnden Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin.

Diagnose NKX2-1-Syndrom. Wie geht es weiter?

Nach der Diagnose wenden Sie sich bitte unbedingt an einen Spezialisten bzw. eine Spezialistin für dieses Krebsprädispositionssyndrom. Im folgenden Abschnitt schildern wir Ihnen, ob Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung oder andere Maßnahmen erforderlich sind und wie diese erfolgen sollten. Zudem geben wir Ihnen ein paar Tipps, was Sie selber tun können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte jederzeit an uns oder Ihren behandelnden Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin.

Medizinische Maßnahmen zur Früherkennung

  • Bei Patient:innen ohne neurologische Manifestation oder mit minimalen Symptomen:
    Jährliche neurologische Untersuchung
  • Bei Patient:innen ohne Manifestation der Lunge oder mit minimalen Symptomen:
    Ab Diagnosestellung einer Atemstörung jährlich Röntgen- oder CT-Lunge
  • Bei Patient:innen ohne Manifestation der Schilddrüse oder mit minimalen Symptomen:
    Ab Diagnosestellung einer Schilddrüsenfehlfunktion jährliche Untersuchung

Das Bewusstsein für ein leicht erhöhtes Krebsrisiko sollte bei den Patient:innen geschaffen werden. Eine gezielte Krebs-Früherkennung wird nicht empfohlen.

NKX2-1-Syndrom – was Sie selber tun können

Darauf sollten Sie achten

Sie sollten einen Arzt bzw. eine Ärztin aufsuchen, sobald Veränderungen der Bewegung oder Koordination, Sprechstörungen oder eine Hörverminderung auftreten. Daneben sollten Einschränkungen oder Veränderungen bei der Atmung wahrgenommen und einem Arzt oder einer Ärztin berichtet werden. Auch bei weiteren neu auftretenden Auffälligkeiten oder Beschwerden sollten Sie dringend einen Arzt bzw. eine Ärztin konsultieren.

Weitere Informationen

Leider gibt es bislang keine uns bekannten Selbsthilfegruppen für Patient:innen mit NKX2-1-Syndrom. Sobald uns neue Informationen zur Verfügung stehen, werden wir diese hier ergänzen. Patient:innen können sich jedoch jederzeit für das KPS-Register anmelden oder dies durch die betreuenden Ärztinnen und Ärzte vornehmen lassen.

Weitere Fragen?

Wir sind für Sie per E-Mail und telefonisch erreichbar. Zudem können Sie persönlich in unsere Sprechstunden kommen. Weitere Informationen entnehmen Sie am besten unserer Kontaktseite.